Deutscher Ex-Bischof Nann heiratet und rechnet mit der Kirche ab

"Obdachlos" in der Kirche

Er war Missionar in Peru und findet nun sehr offene Worte für seine Entscheidung: Der ehemalige Bischof Reinhold Nann hat geheiratet. Der 65-Jährige erklärt, warum er Amt und Zölibat hinter sich ließ und was er sich nun wünscht.

Symbolbild Pileolus für einen Bischof auf einem Stuhl / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Symbolbild Pileolus für einen Bischof auf einem Stuhl / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Der deutschstämmige ehemalige Bischof von Caravelí in Peru hat geheiratet. Wie Reinhold Nann (65) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag mitteilte, ist er "seit kurzem" zivil verheiratet und lebt mit seiner Frau in Peru. 

Der aus Breisach am Rhein stammende Nann ist katholischer Priester und war seit 2017 Bischof der Territorialprälatur Caravelí im Süden Perus. Eine Territorialprälatur ist eine Bistümern gleichgestellte Teilkirche innerhalb er katholischen Kirche. Bereits seit 2002 wirkte Nann dauerhaft in dem südamerikanischen Land.

Bischof Reinhold Nann / © Volker Hasenauer (KNA)
Bischof Reinhold Nann / © Volker Hasenauer ( KNA )
Reinhold Nann war Bischof in Peru und hat nun geheiratet.

Der KNA erklärte er, für kurze Zeit habe er die fast absolute Machtfülle genossen, die ihm das Bischofsamt in seinem Territorium der Kirche gegeben habe. "Aber dann holte mich die traurige Realität ein. Wahrscheinlich hatte ich zuvor das Priesterbild idealisiert." Zwar sei er davon ausgegangen, dass es einige schwarze Schafe gebe, doch sei er der Überzeugung gewesen, dass die Mehrheit genauso idealistisch sein müsse wie er selbst. "Je weiter ich nach oben kam, umso deutlicher wurde mir das Ausmaß an Abgründen, Tragödien, Missbrauch, Mittelmäßigkeit und Lügen. Ich habe zu viel gesehen, war entsetzt und deprimiert", so Nann.

Herausforderung Zölibat

Bisher habe er den Zölibat gelebt und verteidigt, erklärte Nann. "Einige Male habe ich mich verliebt, aber dann doch schnell wieder meine Entscheidung für den Zölibat erneuert. Ich kam mir dabei fast wie ein Held vor, ohne zu bemerken wie ich immer einsamer und oberflächlicher wurde." Nach der Pandemie habe er sich in seine heutige Ehefrau verliebt. 

Als Bischof sei er zurückgetreten, weil er eine Aus- und Entscheidungszeit gebraucht habe: "Die Depression war der Anlass, die Liebe der Grund dafür." Mehrere Monate habe er anschließend getrennt von seiner Partnerin in Deutschland verbracht, um spirituelle und psychologische Hilfe zu holen. Im Dezember 2024 habe er den Vatikan und die Erzdiözese Freiburg darüber informiert, dass er das Priesteramt aufgeben wolle. Der Vatikan habe ihn allerdings bis heute nicht laisiert.

Von der "Klerikerkirche" erwarte er keine substanziellen Erneuerungen "in dieser aufgewühlten Zeit". Doch er glaube, dass das "krampfhafte Festhalten" am Zölibat der Kirche "weit mehr Schaden als Nutzen" bringe. Nann verwies darauf, dass es zu Beginn in der Kirche keinen verpflichtenden Zölibat gegeben habe.

Nach Bischofsrücktritt und Hochzeit

Persönlich habe er viel verloren: "meinen beamtenähnlichen Klerikerstatus, mein Einkommen, meine Beamtenpension, meine Krankenversicherung. Meine Position in der Kirche, Respekt und Aufmerksamkeit ganz vieler Menschen. Meinen Glauben an die institutionelle Kirche". Gewonnen habe er dafür eine Partnerin, die ihn liebe, die ganz zu ihm passe und die er nicht mehr verstecken müsse. Außerdem: Die Freiheit, ganz er selbst sein zu können, unabhängig von Amt und Institution.

Nann bezeichnete sich als "obdachlos" in der Kirche - er sei auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Er wolle versuchen, Kirche urkirchlicher zu leben: "Als Glaubens-Gemeinschaft angefangen von meiner Ehe als Haus-Kirche, wo ich weiterhin das allgemeine Priestertum aller Gläubigen ausführe."

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA