Deutsche sehen keine besondere Verantwortung mehr für Israel

Schnell verdrängt

Die von der Politik immer wieder betonte besondere Verantwortung Deutschlands für Israel wird von den Bundesbürgern so nicht mehr gesehen. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin "Stern" stimmten dem nur noch gut ein Drittel der Befragten (35 Prozent) zu, die große Mehrheit (60 Prozent) sieht keine außergewöhnliche Verpflichtung mehr. Dagegen steigt das eigene Heimatgefühl der Deutschen an.

 (DR)

Besonders ausgeprägt ist diese Sichtweise bei Jüngeren (70 Prozent), Ostdeutschen (68 Prozent) und Anhängern der Linkspartei (72 Prozent). Befragt wurden 1000 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.

Uneins sind die Deutschen auch in der Frage, wer an dem Konflikt im Gaza-Streifen die Hauptschuld trägt. 30 Prozent nannten in der «stern»-Umfrage die radikalislamische Palästinenser-Organisation Hamas. 13 Prozent gaben Israel die Schuld - hier auch wieder überdurchschnittlich oft Jüngere und Anhänger der Linkspartei. 35 Prozent sagten, dass beide Seiten gleichermaßen verantwortlich sind.


Fast jeder zweite Bundesbürger (49 Prozent) hält Israel für ein aggressives Land. Rund 59 Prozent erklärten, Israel verfolge seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Länder. Nur jeder Dritte ist davon überzeugt, dass die israelische Regierung die Menschenrechte achtet. Zugleich bezeichneten 45 Prozent der Befragten Israel als ein sympathisches Land. Das Existenzrecht des Staates stellten 13 Prozent infrage; bei den Anhängern der Linkspartei taten dies sogar 28 Prozent - mehr als jeder Vierte.

Forsa-Chef Manfred Güllner nannte es gegenüber stern.de eine «gefährliche Entwicklung», wenn unter den Jüngeren wieder das Gefühl vorherrsche, sie müssten einen Schlussstrich ziehen und sich nicht mehr mit dem beschäftigten, was in der Zeit des Nationalsozialismus passiert sei.

Zwei Drittel der Deutschen haben ein starkes Heimatgefühl
Zwei Drittel der Deutschen haben ein starkes Heimatgefühl. Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Emnid-Umfrage für die in Stuttgart herausgegebene Zeitschrift «Daheim» hervorgeht, steigt das Heimatgefühl mit dem Alter. Während sich bei den 60-Jährigen und Älteren 83 Prozent zu einem Heimatgefühl bekannten, waren es bei den 14- bis 29-Jährigen 40 Prozent.

Der Begriff Heimat sei offenbar nicht mehr negativ belegt, heißt es in der Zeitschrift. Mit Heimat verbinden die Menschen laut der Studie sehr verschiedene Dinge: Für 68 Prozent ist es die Familie, für jeweils rund 40 Prozent Vertrautheit, Geborgenheit oder Kindheit und für 33 Prozent der Geburtsort. 25 Prozent verbinden Heimat mit Tradition und 19 Prozent mit Deutschland.