Deutsche Seemannsmission feiert Weihnacht in Häfen weltweit

"Seelsorge ist in dieser Zeit besonders wichtig"

Seeleute sind monatelang auf den Weltmeeren unterwegs, fernab von Familie und Heimat. Das ist gerade zu Weihnachten und zum Jahreswechsel eine Belastung, weiß die Deutsche Seemannsmission, die die Seeleute unterstützt.

Die Deutsche Seemannsmission Rostock übergibt Geschenktüten. Weltweit werden über 25.000 davon ausgegeben. / © Birgit Haaks (Seemannsmission)
Die Deutsche Seemannsmission Rostock übergibt Geschenktüten. Weltweit werden über 25.000 davon ausgegeben. / © Birgit Haaks ( Seemannsmission )

DOMRADIO.DE: Für Seeleute sind Weihnachten und der Jahreswechsel sicherlich eine emotional sehr belastende Zeit, oder?

Pastor Matthias Ristau (Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission): Ja, schon der Advent ist eine Zeit, die mit besonderen Gefühlen verbunden ist. Wenn man sich vorstellt, dass man diese Zeit fern der Familie, oft auf See oder in fremden Häfen mit viel Stress verbringt, das ist belastend.

Der Nikolaus der deutschen Seemannsmission Antwerpen mit der Besatzung des Frachtschiffs, das er besucht. / © Antwerpen (Seemannsmission)
Der Nikolaus der deutschen Seemannsmission Antwerpen mit der Besatzung des Frachtschiffs, das er besucht. / © Antwerpen ( Seemannsmission )

Auch das Leben an Bord ist nicht immer einfach. Man ist mit Leuten zusammen, die nicht Freunde sind, sondern Kollegen. Die stammen aus verschiedenen Kulturen, die, wenn sie denn christlich sind, zum Teil ganz anders feiern. Da kommt vieles zusammen.

Die Seeleute transportieren zwar die Sachen, die wir zu Weihnachten brauchen – die Geschenke, die Deko, alles – sind zum größten Teil aber selbst zu Weihnachten nicht zu Hause.

Pastor Matthias Ristau

"Dafür bringen wir zum Beispiel Geschenke an Bord. Weltweit sind das über 25.000 Geschenke, die die Deutsche Seemannsmission verteilt."

DOMRADIO.DE: Welche besonderen Herausforderungen erleben Seeleute während der Weihnachtszeit? Wie versucht die Seemannsmission darauf einzugehen und zu unterstützen?

Ristau: Seeleute haben sowieso immer Heimweh, aber in der Zeit vor und während Weihnachten ist es stärker. Sie vermissen ihr zu Hause, die Rituale, das Besondere dieser Zeit. Wir versuchen wenigstens ein kleines bisschen von dem Feeling dieser Zeit mit auf die Schiffe zu bringen.

Die Deutsche Seemannsmission Rostock liefert die Weihnachtsbäume im Hafen direkt auf die Schiffe. / © Birgit Haaks (Seemannsmission)
Die Deutsche Seemannsmission Rostock liefert die Weihnachtsbäume im Hafen direkt auf die Schiffe. / © Birgit Haaks ( Seemannsmission )

Dafür bringen wir zum Beispiel Geschenke an Bord. Weltweit sind das über 25.000 Geschenke, die die Deutsche Seemannsmission verteilt. Das soll ein kleines Zeichen sein, dass jemand an die Seeleute denkt; dass sie nicht vergessen sind; dass diese Zeit eine besondere ist; und ein Zeichen als Danke für ihre Arbeit.

DOMRADIO.DE: Wie können Menschen oder Unternehmen die Arbeit der Seeleute gerade an den Feiertagen unterstützen?

Ristau: Wir freuen uns natürlich über Spenden. Dazu kann man alle Infos auf unserer Homepage finden. Eine zweite Möglichkeit mitzumachen gibt es für die Leute, die in Hamburg sind. Die können bei unserer Aktion "Christmas in a Container Box" mitmachen. Die Infos findet man auch bei uns auf der Homepage.

DOMRADIO.DE: Die einen feiern Weihnachten, die anderen haben mit Weihnachten nichts zu tun. Wie gehen die Seeleute und sie als Deutsche Seemannsmission mit den unterschiedlichen Bräuchen und Nationen auf den Schiffen um?

Ristau: Inzwischen wird Weihnachten in vielen Kulturen weltweit gefeiert. Natürlich ist es ein Fest christlichen Ursprungs, aber es wird auch in Ländern gefeiert, die mit dem Christentum gar nichts zu tun haben. Zum Beispiel, weil sie es aus Filmen kennen.

Pastor Matthias Ristau

"Der Weihnachtsmann ist auch nicht besonders christlich. Weihnachten ist inzwischen für Leute aus Ländern, die nicht den christlichen Hintergrund haben, etwas Normales. Das Fest wird an Bord der Schiffe gefeiert. Das gehört für viele dazu."

Es ist unterschiedlich, wie das ausgestaltet wird, aber nicht unbedingt beim Thema Kulturen. Wichtig ist, dass auch andere Feste gefeiert werden. Ich war schon auf Schiffen mit orthodoxen Seeleuten, wo es hieß: Wir feiern zweimal Weihnachten. Das macht doch nichts, oder?

DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf ein Schiff gehen, bringen sie nicht nur Geschenke und Weihnachtsbaum, sondern wahrscheinlich kommen Seeleute mit ihren Gefühlen oder Sorgen auf Sie zu. Ist Seelsorge an Weihnachten häufiger gefragt?

Ristau: Seelsorge ist in dieser Zeit besonders wichtig. Dafür ist es wichtig, dass wir zeigen, dass wir Zeit haben und zuhören. Wir sind nicht nur da, um Geschenke abzugeben und ein Lächeln zu schenken, was auch schon wichtig ist. Wir zeigen den Seeleuten, dass sie uns etwas erzählen können, ihre Sachen bei mir abladen und loswerden können.

In Antwerpen geht der Nikolaus der deutschen Seemannsmission an Board. (Seemannsmission)
In Antwerpen geht der Nikolaus der deutschen Seemannsmission an Board. / ( Seemannsmission )

Das geschieht selten, wenn man in großer Gruppe zusammensteht, sondern wenn man sich mal in eine Ecke oder draußen an die Gangway stellt. Es kann auch sein, dass die Seeleute noch mal runterkommen oder mit in den Seemannsklub kommen und dann im Auto oder auch erst im Seemannsklub selbst ins Reden kommen.

Dafür schaffen wir Gelegenheiten. Dafür sind wir da, damit Seeleute einfach erzählen können. Manchmal geht es darum, wie es der Familie zu Hause geht, was sie an Bord beschäftigt oder dass sie in dieser Zeit ganz besonders ihr Kind, Ihre Eltern oder Freunde vermissen.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Vereinte Nationen verurteilen Angriffe im Roten Meer

Die Vereinten Nationen haben die Angriffe der Huthi-Rebellen im Jemen auf Schiffe im Roten Meer verurteilt. 2Das behindert nicht nur die Freiheit der Schifffahrt, die ein wichtiger Teil des internationalen Rechts ist, sondern hat auch das Potenzial, Chaos im globalen Handel anzurichten, und das sehen wir auch schon", sagte ein UN-Sprecher am Dienstag in New York. Zudem drohe ein "schreckliches ökologisches Desaster, sollte ein vollgeladener Tanker im Roten Meer, was ein sehr empfindliches Ökosystem hat, explodieren".

Frachtschiff auf hoher See (shutterstock)
Quelle:
DR