Deutsche Initiative für bedrohte Wälder angekündigt - UN-Konferenz geht in Schlussphase

Trendwende beim Artenschutz?

Zu Beginn der entscheidenden Phase der neunten UN-Naturschutzkonferenz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Trendwende beim Artenschutz gefordert. "Wir müssen ein Zeichen setzen, dass wir den Reichtum der Erde, die Lebensgrundlage der Menschheit, langfristig bewahren wollen", sagte Merkel am Mittwoch in Bonn vor Ministern und Regierungsvertretern aus über 120 Ländern. Mehrere Umweltverbände begrüßten Merkels Ankündigung, deutlich mehr Geld für den Artenschutz bereitzustellen.

 (DR)

Nach Ansicht der Kanzlerin sind für den Artenschutz langfristige Vereinbarungen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und der Bevölkerung erforderlich. «Der dramatische Verlust der Arten ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit», hob Merkel hervor. Deshalb werde die Bundesrepublik von 2009 bis 2012 zusätzlich 500 Millionen Euro für den internationalen Wald- und Artenschutz zur Verfügung stellen. Ab 2013 werde jährlich eine halbe Milliarde Euro für diesen Zweck bereitgestellt.

Sie erwarte von der Bonner Konferenz wegweisende Entscheidungen zur Sicherung der biologischen Vielfalt, sagte Merkel weiter. Dazu gehöre auch ein fairer Interessenausgleich zwischen den Entwicklungsländern und den Industrienationen.

Vor der Bundeskanzlerin hatte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Bewahrung der Artenvielfalt als Überlebensfrage der Menschheit bezeichnet. «Weltweit schreitet der Verlust der biologischen Vielfalt dramatisch voran», sagte Gabriel. Jeden Tag werde die Erde ärmer an Arten, an Lebensräumen und an genetischen Ressourcen. «Auf Dauer werden wir alle spüren, dass wir ohne die Vielfalt der Natur nicht leben können», hob Gabriel hervor.

Mit der Rede der Kanzlerin wurden die Schlussberatungen der Konferenz unter Beteiligung hochrangiger Ländervertreter eingeleitet. Bis Freitagabend wollen rund 120 Minister aus aller Welt ein Abschlussdokument der Tagung erarbeiten.

Der Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP), Achim Steiner, sieht «positive Anzeichen» für eine stärkere finanzielle Zusage der internationalen Staatengemeinschaft zum Artenschutz. Die Konferenz in Bonn werde eine Richtungswende einleiten, sagte Steiner. Die Bundesregierung habe bereits eine sehr positive Rolle gespielt. Jetzt komme es darauf an, dass die EU-Staaten und Länder wie die USA und Japan mitzögen. Heute könne Umweltpolitik nur noch global vorangebracht werden.

Die Umweltverbände Deutscher Naturschutzring (DNR), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) begrüßten die deutliche Aufstockung der Finanzmittel der Bundesregierung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Allerdings habe Merkel kein Wort über die umweltschädlichen Subventionen in Höhe von bis zu 677 Milliarden Dollar pro Jahr verloren, die eine zentrale Ursache für den Verlust von biologischer Vielfalt seien, kritisierte DNR-Präsident Hubert Weinzierl.

Ein Sprecher von Greenpeace lobte Merkels Zusage als «sehr starkes und wichtiges Signal», das die festgefahrenen Verhandlungen der UN-Konferenz dringend gebraucht habe: «Die Kanzlerin und ihr Umweltminister geben mit dieser Finanzierungsinitiative ein vorbildliches Beispiel im Kreis der G8-Länder.»