Deutlicher Anstieg der Gefährdungseinschätzungen für Kindeswohl in NRW

Besorgniserregender Trend

Die Zahl der Gefährdungseinschätzungen für das Kindeswohl durch die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr gegenüber 2012 um fast neun Prozent auf knapp 30.550 Fälle angestiegen.

Kinder brauchen den Schutz der Erwachsenen (dpa)
Kinder brauchen den Schutz der Erwachsenen / ( dpa )

Die Jugendämter geben im Rahmen ihres Schutzauftrags eine Einschätzung bei Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung ab, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch in Düsseldorf erklärte. In etwa jedem neunten Fall (3.528) wurde eine akute Gefährdung des Kindeswohls festgestellt. In 4.659 Fällen bestand eine latente Gefährdung.

In rund 9.830 Fällen wurde zwar keine Kindeswohlgefährdung, jedoch ein Hilfebedarf festgestellt, wie das Landesamt weiter mitteilte. Bei rund 12.530 Verdachtsfällen bestand nach einer Prüfung weder eine Kindeswohlgefährdung noch ein Hilfebedarf. Mehr als ein Viertel (26,2 Prozent) der Kinder mit einer akuten Kindeswohlgefährdung war noch keine drei Jahre, mehr als ein Drittel (37,5 Prozent) waren zehn bis 17 Jahre alt. Nahezu die Hälfte der Kinder (48,1 Prozent) mit akuter Kindeswohlgefährdung wies Anzeichen für eine Vernachlässigung auf, über ein Viertel (26,7 Prozent) Anzeichen für körperliche Misshandlung.

Woher kommen die Hinweise?

Die Jugendämter wurden in jeweils 21 Prozent der Fälle durch Verwandte, Bekannte oder Nachbarn (6.550) oder durch Polizei, Gericht, und Staatsanwaltschaften (6.481) auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung hingewiesen. In knapp 13 Prozent der Fälle (3.870) kamen die Hinweise von Schulen sowie Kindertageseinrichtungen und -pflegepersonen.

Auf Grundlage des Anfang 2011 in Kraft getretenen Bundeskinderschutzgesetzes muss eine Gefährdungseinschätzung vom Jugendamt vorgenommen werden, wenn gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung eines Kindes oder Jugendlichen vorliegen. Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls des Kindes eingetreten ist oder zu erwarten ist.

Eine erhöhte Zahl von Inobhutnahmen wurde auch vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln festgestellt, sagte Bereichsleiterin Sabine Depew gegenüber domradio.de. Grundsätzlich sei in den Einrichtungen der Jugendhilfe ein zunehmender Bedarf an Erziehungshilfen von Inobhutnahmen bis sozialpädagogischer Familienhilfe und Erziehungsberatung sowie Heimerziehung zu verzeichnen, weil Familien aufgrund von prekären Problemlagen überfordert sind.


Quelle:
epd