DOMRADIO.DE: Das ehemalige Logo des Bistums Essen bestand aus dem Essener Münster. Sind Kirchengebäude in Logos nicht mehr im Trend?
Achim Schaffrinna (Kommunikationsdesigner): Es gibt durchaus viele Logos, denen als Basis eine Architektur dient. Daraus muss aber ein Zeichen entwickelt werden, dass mehr ist als eine Wiedergabe der Architektur. Es geht darum zu versuchen, daraus ein allgemeingültiges Zeichen zu machen. Die Architektur kann immer nur eine Grundlage für ein Zeichen bilden, das vielleicht für Dynamik, für Rhythmik, für Bewegung steht.
Das ehemalige Logo des Bistums Essen, diese einfache Silhouette des Essener Münsters, hat das nicht getan. Grundsätzlich hat Architektur in Logos immer noch ihre Bewandtnis. Es muss aber darum gehen, allgemeingültige Werte in einem Zeichen auszudrücken.
DOMRADIO.DE: Das neue Logo besteht aus einem magentafarbenen Kreuz und zwei verschiedenen Schriftzügen. Zum einen "Bistum Essen" und zum anderen "katholische Kirche". Warum schreibt man das extra ins Logo?
Schaffrinna: Das Bistum Essen ist nicht das erste Bistum, das sein Logo dahingehend geändert hat. Zum Beispiel gab es diese Entwicklungen auch in Münster. Ich beobachte das seit einigen Jahren. Mein Eindruck ist, dass das der Versuch ist, nichts konkret Örtliches darzustellen, sondern dieses Allgemeingültige zu zeigen. Für diese Allgemeingültigkeit steht das Kreuz und der Schriftzug "katholische Kirche". Die Intention des Re-Designs scheint zu sein, dass versucht zu erklären, wofür das Bistum Essen eigentlich steht.
DOMRADIO.DE: Das Bistum Essen hat jetzt ein sehr universelles katholisches Design. Die anderen Bistümer haben unterschiedliche Logos. Plädieren Sie für mehr Einheitlichkeit?
Schaffrinna: Wenn man sich die Logos der Bistümer mal anschaut … Die Mühe habe ich mir tatsächlich mal gemacht und alle Logos in einer Übersicht aufgelistet. Dann wirkt das alles sehr uneinheitlich. Da fragt man sich, wie diese Uneinheitlichkeit entsteht, denn im Prinzip geht es bei allen Logos der Bistümer um gemeinsame Werte, die man auch über das Logo Menschen vermitteln möchte. Wenn sich die Bistümer in Summe so uneinheitlich präsentieren, passt das natürlich nicht in ein Gesamtbild.
In der Wirtschaft streben große Unternehmen nach Einheitlichkeit in ihrem Auftritt, weil es Vorteile hat. Nehmen wir als Beispiel die ARD. Jeder Sender hat sein eigenes Logo. Die ARD versucht aber wiederum die Sender durch diese kleine Eins, die in den Senderlogos wiederauftaucht, zu bündeln. Die kleine Eins wird wie ein Copyright-Zeichen in das jeweilige Senderlogo gesetzt und hat so Bezug zur sogenannten Dachmarke.
Dieses Modell lässt sich auch auf die Bistümer übertragen. Es wäre denkbar, dass sich die Bistümer auf ein einheitliches Zeichen wie beispielsweise das Kreuz verständigen. Dazu kommt noch der Schriftzug "Katholische Kirche" in einer einheitlichen Typografie. Gleichzeitig könnten die Bistümer zum Beispiel über die Farbigkeit eine gewisse Eigenständigkeit bewahren. Das wäre eine Möglichkeit, wie die Bistümer eine größere Einheitlichkeit herstellen könnten. Aber ob das so gewünscht ist, kann ich nicht sagen. Da stecke ich nicht drin.
Das Interview führte Florian Helbig.