Ein Kleid für die Gottesmutter Maria aus kleinen Briefumschlägen für die Wünsche der Menschen, ein Umhang fein gearbeitet aus Jeansstoff oder aus gebrauchten Textilien – das Aachener Domkapitel hat am vergangenen Freitag Entwürfe aus einem ungewöhnlichen Designer-Wettbewerb vorgestellt.
Kunstschaffende waren aufgerufen, ein zeitgenössisches Alltagskleid für eine Marienskulptur im Aachener Dom zu entwerfen. Maria sei als Frau aus dem Volk für viele Gläubige Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen, stellte das Domkapitel fest. Maria solle mit einem Alltagskleid als Mensch und Gegenüber gezeigt werden.
In einem der Siegerentwürfe werden Maria und das Kind mit einer ganz gewöhnlichen Rettungsdecke eingehüllt – außen Gold und innen Silber – wie sie bei frierenden Menschen auf der Flucht immer wieder zu sehen ist. Mit diesem "Kleid" wolle die Düsseldorfer Künstlerin Heinke Haberland Maria als eine der Allerärmsten erscheinen lassen, sagte die Leiterin der Domschatzkammer Birgitta Falk.
Garderobe passend zu den liturgischen Farben und hohen kirchlichen Festen
Der andere Siegerentwurf ist kein Kleid, sondern eine Installation der Benediktinerschwester Klara Antons: Die Skulptur Marias mit dem Kind steht dabei vor der charakteristischen Silhouette eines Kleides, das in Aachen als Tuchreliquie verehrt wird. Maria soll dieses schlichte Leinenunterkleid in der Heiligen Nacht getragen haben.
Die Marienstatue wird seit Alters her als Gnadenbild verehrt. Seit Jahrhunderten wird sie traditionell bekleidet, bisher allerdings immer sehr festlich. 16 Mal im Kirchenjahr wird die Garderobe passend zu den liturgischen Farben und hohen kirchlichen Festen gewechselt. Bisher gibt es 43 Kleider für Maria.
Der Aachener Dom ist seit Karl dem Großen der Gottesmutter Maria geweiht. Von den über 70 Mariendarstellungen ist das Gnadenbild die bekannteste. Gläubige sind überzeugt, dass Maria auf die Bitte um Beistand Wunder bewirken kann.
