Der Würzburger Bischof über die Augustinus-Oper für den Papst

"Kontakt zur zeitgenössischen Kunst nicht verlieren"

Das Bistum Würzburg schenkt Papst Benedikt XVI. nachträglich zum 85. Geburtstag eine zeitgenössische Augustinus-Oper. Das Werk wird vom Kammerchor am Würzburger Dom in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo aufgeführt. Im Interview spricht der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann über die Bedeutung zeitgenössischer Musik.

Bischof Friedhelm Hofmann (Bistum Würzburg) (KNA)
Bischof Friedhelm Hofmann (Bistum Würzburg) / ( KNA )

KNA: Herr Bischof, warum schenken Sie dem Papst eine Oper und nicht erlesene fränkische Weine und Bratwürste?

Hofmann (lacht): Der Heilige Vater ist ein großer Augustinus-Kenner und auch ein Freund der Theologie des heiligen Augustinus. Als Benedikt in Bayern war, hat er in einem Interview vorher angeregt, sich mit großen Gestalten in der zeitgenössischen Kultur zu beschäftigen, etwa dem heiligen Augustinus. Dieses klingende Mosaik trifft dieses Anliegen des Papstes, das auch meines ist: Wir dürfen den Kontakt zur zeitgenössischen Kunst nicht verlieren.



KNA: Welche Beziehung hat das Geschenk zu Würzburg?

Hofmann: Wir haben hier das Zentrum für Augustinus-Forschung. Und dieses beteiligt sich an einem großen internationalen Augustinus-Symposium in Rom, das kommende Woche stattfindet. Da passte die Aufführung sehr gut hinein.



KNA: Sie haben die Oper schon gehört: Wie würden Sie das Werk beschreiben?

Hofmann: Es ist keine Auseinandersetzung mit der Theologie Augustins, sondern eine zwischen der antiken Welt und dem christlichen Gedanken einer Verinnerlichung des Lebens. Augustinus selbst tritt in der Oper gar nicht auf, sondern nur Gestalten aus seinem Umfeld: seine Geliebte, sein Sohn, aber auch die heilige Monica, seine Mutter. Diese Personen reflektieren im Grunde unterschiedliche Standpunkte: eben das antike, philosophische, leiborientierte Denken auf der einen Seite und das christliche, verinnerlichte Suchen nach Gott. Das ist ja eine Diskussion, die wieder modern ist.



KNA: Die Oper ist sehr modern. Der Papst mag Mozart. Ist da so ein Geschenk nicht gewagt?

Hofmann: Ich freue mich, dass der Heilige Vater zugestimmt hat, sich dieses Werk aufführen zu lassen. Es ist ein Versuch unserer Zeit.

Das spricht doch sehr für den Papst, dass er eben nicht nur bei Mozart oder anderen klassischen Kompositionen stehen bleibt, sondern sich dieser zeitgenössischen Auseinandersetzung stellt.



KNA: Gewagt sind auch manche erotische Textpassagen.

Hofmann: Das ist ja nicht das Entscheidende an diesem Werk. Aber es ist eben der Versuch, die antike Lebensphilosophie mit einer starken Körperorientierung zu beschreiben. Dem gegenüber wird die Vergeistigung des Christentums gesetzt. Der Papst weiß um die Antike und ihre Lebenseinstellung. Er besitzt da die nötige Weite. Spannend ist doch, dass das antike Lebensmodell heute wieder Fuß fassen kann. Und dagegen werden die christlichen Argumente gesetzt. Wenige Begriffe wurden dem besonderen Anlass einer Aufführung vor dem Papst angepasst.



KNA: Der Aufwand für die Aufführung ist groß. Was antworten Sie Menschen, die sagen: Das Geld könnte man sinnvoller einsetzen?

Hofmann: Es soll ein Geschenk zu seinem 85. Geburtstag sein. Und es ist toll, dass er dieses Geschenk annimmt. So groß ist der Aufwand auch nicht. Der Kammerchor am Würzburger Dom tritt mit einigen Solisten auf und wenigen Instrumentalisten.



Das Interview führte Christian Wölfel.



Hintergrund

Die Oper über Augustinus, ein Werk des Münchner Komponisten Wilfried Hiller und des Würzburger Erziehungswissenschaftlers Winfried Böhm, wird am kommenden Mittwoch von der Würzburger Dommusik in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo aufgeführt. Es handelt sich um ein nachträgliches Geschenk zum 85. Geburtstag von Benedikt XVI.