Der Widerstand gegen Obama-Rede an katholischer Uni wird stärker

Ehre als Ärgernis

Zu den größten Ehrungen, die einer amerikanischen Universität, ihren Professoren und Studenten zuteil werden können, gehört eine Rede zur Abschlussfeier durch den amtierenden Präsidenten der USA. In diesem Frühjahr sind drei Hochschulen auserkoren - darunter auch eine katholische.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Barack Obama soll unter anderem Mitte Mai in der University of Notre Dame im Städtchen South Bend in Indiana sprechen. Dort allerdings stößt der angekündigte Auftritt des Präsidenten auf ein geteiltes Echo, denn Notre Dame ist eine katholische Universität - und einige von Obamas Positionen passen so gar nicht zu denen der katholischen Kirche.

Die Notre Dame gilt mit ihrem gepflegten Campus in einer Kleinstadt des amerikanischen Herzlandes, geografisch denkbar weit von der Gier der Wall Street und dem lockeren Stil Hollywoods als, so eine Studentin, "leuchtendes Vorbild des amerikanischen Katholizismus." Obama dagegen tritt für ein "Recht auf Abtreibung ein" und unterstützt die Stammzellenforschung als Methode, um Therapien gegen bislang unheilbare Krankheiten zu finden.

Zahlreiche Katholiken und katholische Organisationen haben die Universitätsleitung deshalb mit Briefen, Anrufen und E-Mails bombardiert und eine Ausladung Obamas gefordert. Unterstützt werden die Proteste gegen die Einladung von einigen, gleichwohl nicht von allen Bischöfen der US-Kirche. Der Bischof von Fort Wayne-South Bend, John D'Arcy, kündigte an, die Zeremonie boykottieren zu wollen.

Anti-Abtreibungsaktivisten wie Randall Terry, Gründer der Organisation "Operation Rescue", sehen in der ganzen Auseinandersetzung eine Gelegenheit, ihrer Bewegung neues Leben einzuhauchen. Denn die ist nach Einschätzung Terrys momentan "ein Trümmerhaufen. Wir sind überrannt worden." Das war etwa am Dienstag in Washington erkennbar, als Terry bei seinem Protest gegen eine Rede Obamas nur von einer Handvoll Aktivisten begleitet und weitgehend ignoriert wurde.

Unbeeindruckter Uni-Präsident
Auch der Präsident der Universität Notre Dame, John Jenkins, zeigt sich - bislang - unbeeindruckt und hält den Protesten gegen Obamas Rede stand. Mehrfach betonte der katholische Priester, der Ehrendoktortitel, den Obama im Anschluss an seine Rede erhalte, habe nichts mit dessen politischen Standpunkten zu tun. Die Auszeichnung sei weder eine Anerkennung seiner Politik noch eine Verurteilung. Gewürdigt werde vielmehr Obamas Führungspersönlichkeit.

Einer Gruppe ehemaliger Notre-Dame-Studenten scheint das ganz und gar nicht zu gefallen. Sie forderte jüngst die Absetzung Jenkins. Unter den derzeitigen Studierenden scheint Ablehnung allerdings amerikanischen Presseberichten zufolge eher die Haltung einer Minderheit zu sein. Die meisten Studierenden sorgten sich eher um günstige Sitzplätze für die Obama-Rede. Es ist eben eine besondere Ehre, wenn der Präsident spricht.