Der Weltwassertag erinnert an ein zunehmend kostbares Gut

Flasche leer?

Es fällt von oben herab, sprudelt aus der Tiefe der Erde oder füllt Flüsse, Seen und Meere. An Wasser dürfte auf dem "blauen Planeten" kein Mangel herrschen - eigentlich. Dass die Wirklichkeit schon lange anders aussieht, daran erinnern die Vereinten Nationen seit 1993 mit dem Weltwassertag. Der 22. März soll vor allem eine Botschaft transportieren: wie wichtig das nasse Element für unser aller Leben ist - und wie knapp das vermeintlich stets verfügbare Gut inzwischen geworden ist. Die Gründe dafür sind vielfältig, genauso wie die Konsequenzen.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Da ist zum Beispiel die Quelle von Dandridge im US-Bundesstaat Tennessee. Sie liefert den Grundstoff für eine Ware, die von Prominenten und Gutbetuchten in den «Hot Spots» zwischen Hollywood und Monaco mittlerweile heißer gehandelt wird als Champagner. «Bling H2O» heißt das Objekt der Begierde: ein Dreiviertelliter Mineralwasser für umgerechnet knapp 50 Euro. Nach Angaben des deutschen Alleinimporteurs werden hierzulande jährlich bereits 10.000 der mit Schmuckkristallen besetzten Flaschen verkauft. Genialer Marketing-Gag oder überflüssiges Konsumgehabe: Vielleicht sieht so ja der Bewusstseinswandel in der Luxusklasse aus.

Am anderen Ende der Skala reicht der Gegenwert von vier «Bling»-Flaschen aus, um dauerhaft die Versorgung ganzer Familie mit sauberem Wasser sicherzustellen. So wie in Sri Lanka, wo Hilfsorganisationen und einheimische Konstrukteure nach Ersatz für die bei der Tsunami-Katastrophe von 2004 zerstörten Brunnen- und Pumpanlagen suchen. Eine vom Hilfswerk Malteser International gestartete Initiative macht sich die großen Niederschlagsmengen in dem asiatischen Inselstaat zunutze. Für umgerechnet 200 Euro entstehen derzeit landesweit 3.100 einfache Tanks mit einem Fassungsvermögen von bis zu 8.000 Litern, die Regenwasser auffangen, filtrieren und speichern. Das Modell kommt vor allem Haushalten zugute, die nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen sind.

In solchen Fällen haben betroffene Familien gleich mehrfach unter dem Wassermangel zu leiden. So fehlt oft ein Zugang zu sauberen WCs; noch gäbe es die Möglichkeit, sich nach einem Toilettengang die Hände zu waschen. Was banal klingt, hat ungeahnte Folgen. Nach offiziellen Angaben sterben jährlich weltweit zwei Millionen Kinder an Durchfallerkrankungen. Besonders gefährdet sind demnach die unter Fünfjährigen in den Ländern Afrikas und des südlichen Asien. Kein Wunder also, dass die Vereinten Nationen in diesem Jahr den Schwerpunkt beim Weltwassertag auf die «sanitäre Grundversorgung» gelegt haben.

Allen Anstrengungen zum Trotz: Eine Entspannung der Situation ist vorerst nicht in Sicht. Statistiken zufolge haben nach wie vor 1,1 Milliarden Menschen rund um den Globus nicht genug sauberes Wasser zum Leben. Dazu braucht es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 25 Liter pro Tag. In den Trockengebieten Afrikas müssen die Menschen jetzt schon mit 20 Litern auskommen, Tendenz fallend. So unglaublich es erscheinen mag, aber angesichts der sich abzeichnenden Engpässe will der Preis von 50 Euro für eine Flasche Mineralwasser plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch erscheinen. Ganz ohne Strasssteine und teuren Markennamen.