Der Weltwassertag erinnert an die Bedeutung des "blauen Goldes"

Virtuelles Wasser im Einkaufskorb

Spartasten in Toilettenspülkästen, Regenwassertonnen für die Gartenbewässerung und wassersparende Spülmaschinen - die Deutschen sind Meister im Wassersparen. In den vergangenen 20 Jahren sank der durchschnittliche Wasserverbrauch stetig. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit.

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

Tatsächlich liegt der Wasserverbrauch pro Person und Tag bei mindestens 4.000 Litern. Schuld daran ist unter anderem die Globalisierung und der wachsende Appetit der westlichen Industrienationen auf Nahrungsmittel aus aller Welt. Philippinische Ananas, afrikanischer Kaffee und argentinisches Steak verbrauchen in ihrer Produktion Unmengen an Wasser, bevor sie in Deutschland auf dem Tisch landen.

Eine Folge dieses sogenannten «virtuellen Wasserverbrauchs": Vor allem in den Entwicklungsländern leiden unzählige Menschen an Wassermangel. Rund 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben laut UN-Angaben jährlich, weil für sie kein sauberes Wasser zur Verfügung steht. Insgesamt haben etwa 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu geeignetem Trinkwasser.

An diese Tatsache erinnern die Vereinten Nationen seit 1993 mit dem Weltwassertag. Der 22. März soll vor allem eine Botschaft
transportieren: Wie wichtig das nasse Element für unser aller Leben ist - und wie knapp das vermeintlich stets verfügbare Gut inzwischen geworden ist.

In diesem Jahr lautet das Motto des Weltwassertags am Montag «Reines Wasser für eine gesunde Welt». Damit wird deutlich, dass es nicht nur um Quantität, sondern ebenso um die Qualität des Wassers geht.
Während das «blaue Gold» einerseits lebenswichtig ist, birgt es in vielen Regionen der Welt zugleich eine tödliche Gefahr.

Tag für Tag landen Millionen Tonnen an ungeklärten Abwässern, industriellen und landwirtschaftlichen Abfällen in den weltweiten Wassersystemen. Noch immer werden in vielen Ländern Flüsse und andere Gewässer als natürliche Abwasserkanäle genutzt. Da die gleichen Gewässer vielen Menschen zugleich zum Baden, Waschen sowie zur direkten Trinkwasserversorgung dienen, schließt sich hier ein verhängnisvoller und lebensbedrohlicher Kreislauf. Immer häufiger sind verschmutztes Trinkwasser und schlechte Wasserqualität nach Angaben von Hilfsorganisationen Ursache für den Ausbruch von Seuchen. Durchfall-Epidemien wie Cholera bedrohen in manchen Ländern ständig das Leben der dortigen Bevölkerung, wie das Rote Kreuz erklärte.

Auch der Klimawandel spielt eine wichtige Rolle. Verstärkte Dürreperioden führen nicht nur in Afrika, sondern überall auf der Welt zu erhöhtem Wasserbedarf. Schon heute verursacht die Landwirtschaft rund 70 Prozent des weltweiten Süßwasserverbrauchs.
Auch wenn rund 71 Prozent der Erde mit Wasser bedeckt sind, zeichnet sich ab, dass der steigende Wasserbedarf über kurz oder lang zu Konflikten führen wird.

In Anbetracht dieser Tatsache erscheinen die Zahlen, die der «virtuelle Wasserrechner» ausspuckt, fast wahnwitzig. So fließen in die Produktion eines Liters Milch rund 200 Liter des kostbaren Nasses. Mit der Wassermenge, die in der Herstellung einer Tasse Kaffee steckt, ließe sich eine ganze Badewanne füllen. Und wer genüsslich in einen Hamburger beisst verbraucht dabei «virtuell» rund 2.400 Liter Wasser.