Sechs Kardinäle erreichen Altersgrenze zur Papstwahl

Der Ü80-Club

Einer saß in Untersuchungshaft, der andere wurde irrtümlich zum Papst ausgerufen. In diesem Jahr scheiden mehrere prominente Kardinäle als Papstwähler aus. Sechs Purpurträger verlieren ihr Stimmrecht. Ein Überblick:

Hände von Kardinälen / © Katharina Ebel (KNA)
Hände von Kardinälen / © Katharina Ebel ( KNA )

Der Papst "vom anderen Ende der Welt" ist mit 84 Jahren noch äußerst rüstig, Franziskus hat allerdings nach seiner beeindruckenden Irak-Reise Anfang der Woche zugegeben, dass diese Reise ihn mehr angestrengt habe, als jede zuvor. Wann das nächste Konklave sein könnte, bleibt dennoch völlig spekulativ. Leo XIII., als bislang ältester amtierender Papst, blieb bis zu seinem 93. Lebensjahr Oberhaupt der Katholischen Kirche.

Seit Papst Franziskus im Amt ist, versucht er auch durch die Besetzung des Kardinalskollegiums die Kirche internationaler und weniger europazentriert aufzustellen. Aber schon unter seinen Vorgängern erhielten Bischöfe aus Australien, Afrika und anderen Kontinenten die Kardinalswürde. Einige sind schon oder werden im Laufe des Jahres 80 Jahre alt. Anfang März sind nun noch 126 der 227 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.

George Kardinal Pell, 8. Juni 1941: Der Australier dürfte der bekannteste, aber wohl der umstrittenste Kardinal sein, der in diesem Jahr die Altersgrenze erreicht. Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe stand er in seinem Heimatland jahrelang vor Gericht, verbrachte über ein Jahr im Gefängnis, bis ihn das höchste Gericht Australiens freisprach - mangels Beweisen. Kardinal wurde er 2003 unter Johannes Paul II., war später Vatikan-Finanzchef. Seine Reformen in diesem Bereich seien ihm zum Verhängnis geworden, behauptete Pell nach seiner Rückkehr nach Rom. Hohe Kirchenvertreter im Vatikan hätten sich gegen ihn verschworen, um ihn mit Kindesmissbrauchsvorwürfen zu "zerstören"; Beweise für dieses Komplott konnte er dafür bislang nicht vorlegen.

Angelo Kardinal Scola, 7. November 1941: Der Italiener wurde irrtümlich schon als Papst verkündet, was dem lang gedienten Erzbischof bis heute nachhängt. Scola war 2013 in Italien lange als Favorit gehandelt worden. Die Italienische Bischofskonferenz hatte nach der Wahl von Franziskus versehentlich die "Nachricht von der Wahl des Kardinals Angelo Scola zum Nachfolger Petri" begrüßt. Johannes Paul II. ernannte ihn 2002 zum Patriarchen von Venedig; erhob ihn ein Jahr später in den Kardinalsstand. 2011 wurde er Erzbischof von Mailand, 2017 emeritierte Kardinal Scola, der als Vertrauter des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gilt.

Gabriel Kardinal Zubeir Wako, 27. Februar 1941: Johannes Paul II. verlieh dem Erzbischof 2003 den Kardinalspurpur - eine Anerkennung für Zubeir Wako, der vom islamischen Regime des Sudan oft in seiner Amtsausübung behindert wurde. 2010 entging er dem Attentatsversuch eines Muslims. 1981 bis 2016 war er Erzbischof von Khartum im Sudan. Mit Wako und den Kardinälen Napier und Piat verlieren in diesem Jahr drei Kardinäle aus dem bevölkerungsreichen Afrika ihr Stimmrecht bei der Papstwahl. Ihre Zahl sinkt damit auf 15 (8,3 Prozent der Wähler).

Wilfred Kardinal Napier Fox OFM, 8. März 1941: Papst Johannes Paul II. ernannte den Franziskaner 1992 zum Erzbischof von Durban, dieses Amt hat er bis heute inne, allerdings stellte Papst Franziskus ihm als Erzbischof 2018 Abel Gabuza als Koadjutor zur Seite, der aber am Mitte Januar 2021 nach einer Corona-Infektion verstarb. Seit genau 20 Jahren gehört Napier dem Kardinalskollegium an. Er gilt als starke Stimme der afrikanischen Kirche, setzt sich bis heute gegen Diskriminierung in Südafrika ein und nutzt auch Twitter für kritische Einlassungen zu Kirche und Politik.

Maurice Evenor Kardinal Piat CSSp, 19. Juli 1941: Das Mitglied des Spiritaner-Ordens ist seit 1993 Bischof von Port-Louis auf der Insel Mauritius. Alle der letzten drei Päpste setzten auf seine Dienste, Johannes Paul II: machte ihn zum Erzbischof von Port-Louis, Benedikt 2009 zum Mitglied der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika. Franziskus nahm ihn ins Kardinalskollegium auf und ernannte ihn zum Mitglied des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Als Diözesanbischof ist er trotz Rücktrittsangebot noch im Amt.

Beniamino Kardinal Stella, 18. August 1941: Der langjährige Kurienkardinal und Leiter der Kleruskongregation ist den deutschen Katholiken spätestes seit 2020 ein Begriff, als eine Instruktion aus seiner Abteilung klare Grenzen für Pfarreireformen setzte. Das Schreiben widerspricht Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien etwa Teams aus Priestern und kirchlich engagierten Laien anzuvertrauen, Anlass waren entsprechende Reformbemühungen im Bistum Trier. 2014 nahm Papst Franziskus Stella ins Kardinalskollegium auf.

Mathias Peter (DR) mit Material von KNA


Kardinal George Pell / © Francesco Pistilli (KNA)
Kardinal George Pell / © Francesco Pistilli ( KNA )

Papst Franziskus mit Kardinal Angelo Scola / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus mit Kardinal Angelo Scola / © Osservatore Romano ( KNA )

Kardinal Gabriel Wako Zubeir (Archiv) / © N.N. (KNA)
Kardinal Gabriel Wako Zubeir (Archiv) / © N.N. ( KNA )

Kardinal Napier (KNA)
Kardinal Napier / ( KNA )

Kardinal Beniamino Stella, Präfekt der Kongregation für den Klerus, am 8. Oktober 2018 im Vatikan. / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kardinal Beniamino Stella, Präfekt der Kongregation für den Klerus, am 8. Oktober 2018 im Vatikan. / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )
Quelle:
DR