Der türkisch-deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli über seine Haftzeit in Istanbul

"Die Einzelhaft war die Hölle"

"Ich sehe mich nicht nur als Opfer. Die türkische Justiz hat mich in diesen vier Monaten auch zum Zeugen gemacht." Das sagt der türkisch-deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli. Vier Monate saß er im vergangenen Winter unschuldig in einem türkischen Gefängnis.

 (DR)

Er wollte in der Türkei seinen todkranken Vater besuchen und wurde am Flughafen in Istanbul verhaftet und wegen Raubmord angeklagt. Eine absurde Beschuldigung, die Dogan Akhanli traf, weil er dem türkischen Regime als kritischer Schriftsteller nicht passt. Im domradio Autoreninterview erzählt er, wie er im Gefängnis zum Zeugen wurde, weil er viele politische Häftlinge traf, die zum Beispiel nur deswegen eingesperrt wurden, weil sie friedlich für die Rechte der Kurden demonstrierten. "40 000 politische Gefangene gibt es in der Türkei," erklärt Akhanli. Er selbst kam nur wieder frei, weil seine Verhaftung in Deutschland eine Welle der Solidarität auslöste. Eine Kölner Delegation fuhr nach Istanbul und machte Druck: "Die waren so entschlossen," freut sich Akhanli: "Die sagten, wir fahren nicht ohne Dogan Akhanli nach Köln zurück."