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Der tote Hase, Beuys und die Kripo, Teil I

Es klingelt. Die Post ist da und bringt einen toten Schlepphasen für Jagdhunde. Zu uns, nach Hause! Tja, Sie werden gleich verstehen warum der Künstler Beuys vor lauter Begeisterung Purzelbäume schlagen würde.

Joseph Beuys im Jahr 1979 (dpa)
Joseph Beuys im Jahr 1979 / ( dpa )

Ich, die ich den toten Hasen in einem weißen Styroporpaket entgegennehme, bin ganz sicher nicht begeistert. Aber mal der Reihe nach.

Dieses Jahr wäre der so umstrittene, wie als Genie gefeierte Künstler Joseph Beuys einhundert Jahre alt geworden. Zeit ihn nochmal zu feiern befand wie die halbe Welt auch die Uni der Ältesten.

Ausgerechnet Beuys, stöhnt die Älteste, die Kunst studiert. Schließlich denkt sie über den Hasen bei Beuys nach.

Ich weiß nicht, ob Ihnen die Bedeutung des Hasen bei Beuys etwas sagt? Mir sagte es nichts. Aber tatsächlich haben Hasen bei Beuys eine herausragende Bedeutung. Ein Hase spielt sogar die Hauptrolle in einem seiner Hauptwerke.

Dabei handelt es sich um eine Performance von 1965. Beuys steht in einem Ladenlokal in Düsseldorf. Alleine. Das Publikum steht draußen, drückt sich die Nasen an den Schaufenstern platt. Drinnen erklärt Beuys einem toten Hasen seine Bilder und erklärt damit natürlich zugleich, dass Kunst eben gerade nicht zu erklären ist.

Die Älteste erfindet eine Fortsetzung der Hasengeschichte. Fragt einen Bauern, ob sie auf seinem Feld drehen dürfe. Bestellt im Internet einen Schlepphasen für Jagdhunde. Das ist dann der, den ich dann an der Tür entgegennehme.

Am Drehtag geht erst mal so gut wie alles schief. Der Bauer erinnert sich nicht an seine Zusage, hat sein Feld inzwischen eingesät. Den ganzen Samstag sucht das Team einen neuen Drehort.

Gegen Abend hat endlich ein anderer Bauer ein Einsehen, gibt eine Drehgenehmigung. Um Mitternacht bringt die Crew den Hasen zu uns, die Älteste legt ihn in ein Bad aus Säuren und installiert darüber eine Kamera, die jede Minute ein Foto macht.

Nach ein paar Wochen gibt es scheinbar keinen Hasen mehr. Dafür einen sehr eindringlichen Film über Leben und Vergänglichkeit.

Beuys hätte sicher seine helle Freude an der 1.0, die die Älteste als Note für diese Arbeit bekam.

Damit könnte die Geschichte zu Ende sein. War sie aber nicht. Denn als Nächstes klingelte die Kripo bei uns. Aber das erzähle ich Ihnen nächste Woche an dieser Stelle.


Den Filzanzug (1970) von Joseph Beuys schaut sich im Ruhrmuseum eine Fachbesucherin an / © Roland Weihrauch (dpa)
Den Filzanzug (1970) von Joseph Beuys schaut sich im Ruhrmuseum eine Fachbesucherin an / © Roland Weihrauch ( dpa )