Am SPIEGEL scheiden sich immer noch die Geister. Wenn das große deutsche Nachrichtenmagazin in dieser Woche seinen 75. Geburtstag feiert, gibt es keine kirchlichen Jubelarien, selbst wenn Kardinal Lehmann einst dem SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein nach dessen Tod Respekt bekundete. Denn gerade das Verhältnis zwischen SPIEGEL und Katholischer Kirche hat es in sich. Immer wieder legte DER SPIEGEL in den vergangenen Jahrzehnten seine Finger schmerzlich in offene kirchliche Wunden. Ob es um päpstliche Lehrmeinungen, bischöfliche Korruption oder kirchlichen Machtmissbrauch ging. Ob das Lügengebäude auf dem Bischofsberg in Limburg zum Einsturz gebracht wurde oder Spiegelredakteure schonungslos das Versagen bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs aufdeckten – nicht selten heulten die betroffenen Kirchenmänner laut auf und wetterten gegen das "Blatt des Teufels" aus Hamburg.
Auch wenn Berichte im Ton und in der Sache mal über das Ziel hinausschossen - DER SPIEGEL hat auch in der Kirche oft und immer wieder für Klarheit und Wahrheit gesorgt. Und das ist gut so! Es ist gut, wenn uns allen manchmal der Spiegel vorgehalten wird. Eine freie Gesellschaft braucht eine freie Presse. Gerade aber die Kirche kann sich über eine freie journalistische Berichterstattung freuen: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen – und die Wahrheit wird Euch frei machen!" (Joh 8,32)
Das ist kein Leitspruch des SPIEGELS - sondern ein Wort Jesu.
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur
PS: Auch im neuen Jahr sind die Corona-Probleme nicht kleiner geworden. Daher möchten wir gerne noch einmal auf die täglichen Gottesdienste hinweisen, die wir neben weiteren Sondergottesdiensten für Sie übertragen. Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Es ist doch gut, dass wenigstens dieser "gute Draht nach oben" auch in unruhigen Corona-Zeiten verlässlich funkt und funktioniert…;-)
