Religionskritiker und Biologe Richard Dawkins wird 80 Jahre alt

Der selbst ernannte Missionar des Atheismus hat viele Anhänger

Der Glaube an Gott ist nach seiner Ansicht ein "Wahn" und Religion "irrational". Richard Dawkins gilt als prominentester Vertreter eines neuen Atheismus. Am 26. März wird der britische Biologe 80 Jahre alt.

Autor/in:
Norbert Demuth
Richard Dawkins / © Al Teich (shutterstock)

Bekennender Atheist zu sein, ist heute nichts Besonderes mehr. Doch der radikale Kampf des Richard Dawkins gegen alles Religiöse hat immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Dawkins gilt weltweit als prominentester Vertreter eines "neuen Atheismus". Am 26. März wird der in Kenia geborene britische Biologe 80 Jahre alt.

Mit seinen Streitschriften "Der Gotteswahn" (2006) und "Die Schöpfungslüge" (2009) wurde der selbst ernannte Missionar des Atheismus weltbekannt. "Wenn dieses Buch die von mir beabsichtigte Wirkung hat, werden Leser, die es als religiöse Menschen zur Hand genommen haben, es als Atheisten wieder zuschlagen", schreibt er in der Einleitung zu "Gotteswahn".

2007 bekam Dawkins bei einem Festakt in Frankfurt am Main den mit 10.000 Euro dotierten Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung verliehen. Dawkins habe "in herausragender Weise zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens beigetragen", so der Stiftungsvorstand.

Existenz Gottes "sehr gering"

Dawkins' Credo lautet: "Religion ist irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch." Der Glaube an Gott sei nicht vernünftig. Religion schade einer Gesellschaft und sei "die Wurzel aller Übel". Der Evolutionsbiologe bekämpft jede Auffassung, die in der Existenz des Universums und des menschlichen Lebens das Werk eines schöpferischen Gottes sieht. Die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes hält er für "sehr gering". Existierte Gott, sähe die Welt völlig anders aus, meint Dawkins.

Bekannt wurde er 1976 mit seinem Buch "The Selfish Gene" (Das egoistische Gen). Darin analysiert Dawkins, welche Rolle Gene in der Evolution spielen. Gene sind demnach eine Art Basiseinheit, die den Körper letztlich nur als "Überlebensmaschine" nutzen. Beim emeritierten Papst Benedikt XVI. fand Dawkins mit solchen Thesen wenig Gefallen. Das Buch "Das egoistische Gen" sei ein "klassisches Beispiel" für "Science Fiction", betonte der frühere Papst in einem im September 2013 bekanntgewordenen Schreiben.

Kritiker werfen dem Naturalisten Dawkins außerdem vor, dass er sich an der zuweilen naiven Bibelgläubigkeit strenggläubiger Christen abarbeite. Der Weite des theologischen Denkens der vergangenen Jahrhunderte werde er nicht gerecht.

Politik und Kirche zunehmend hellhörig

Auf die Frage, was er Gott sagen würde, wenn es ihn denn doch gebe und er ihn nach dem Tode treffen würde, antwortete Dawkins 2016 in der "Süddeutschen Zeitung": "Welcher Gott bist du? Bist du Apollo? Thor? Oder Baal? Und dann würde ich ihn bitten, mir etwas wirklich Spannendes über Physik zu erzählen."

Dawkins gehört zum Netzwerk "The Brights" (etwa "Die Gescheiten"). "Wir alle haben eine naturalistische Weltanschauung, frei von übernatürlichen oder mystischen Elementen", beschreibt sich die Gruppe selbst. Der US-Philosoph Daniel Dennet formulierte es in der "New York Times" noch drastischer: "Wir Brights glauben nicht an Geister oder Elfen oder den Osterhasen - oder Gott."

Seit einem Jahrzehnt reagieren Vertreter von Politik und Kirche in Deutschland zunehmend hellhörig auf einen selbstbewusst auftretenden Atheismus. 2010 schrieb der aus der DDR stammende SPD-Politiker und engagierte Katholik Wolfgang Thierse, dass "ein kämpferischer Atheismus zurückgekehrt" sei. Damals sorgte die bloße Ankündigung eines Kreises kirchenkritischer Sozialdemokraten, einen laizistischen Arbeitskreis in der SPD gründen zu wollen, für Aufsehen.

Religion raus aus der Öffentlichkeit

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellte 2013 in einem "Welt"-Interview fest: "Partiell ist ein neuer, aggressiver Atheismus nicht zu leugnen." Es gebe "die Tendenz, Religion als etwas Vormodernes, Unruhestiftendes wahrzunehmen". Ziel sei es, Religion aus dem öffentlichen Bereich herauszuhalten.

Genau das versucht auch Dawkins. Hinter solchen Forderungen steht letztlich eine breite Allianz: Die Atheists Alliance International (AAI) ist ein Bündnis mehrerer Dutzend atheistischer Organisationen, die meisten aus den USA. Man kann auf der AAI-Homepage auch Spenden online einzahlen, und zwar unter mehreren Kategorien: Sie reichen von "Skeptiker", "Abgefallener", "Heide" bis "Anti-Christ".


Quelle:
KNA
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