So ist fraglich, ob der schon zweimal verschobene Eröffnungstermin am 28. Dezember, dem "Tag der unschuldigen Kinder", gehalten werden kann. Eigentlich ist Mitterfirmiansreut unweit der tschechischen Grenze ein Schneeloch. Aber beim Baubeginn vor zwei Wochen lagen in dem Ort auf 1.000 Meter gerade einmal 30 Zentimeter der weißen Pracht, die dann durch plötzlich milde Witterung wieder aufgezehrt wurde. Erst am vergangenen Freitag gab es wieder reichlich Nachschub von oben.
Unter Hochdruck und weitgehend ehrenamtlich schuften die Arbeiter seither mit großem Gerät an der Baustelle gleich neben dem Skilift, damit alles noch rechtzeitig fertig wird. Hochkran, Schneekanonen, Lkw und Pistenraupen sind im Einsatz, um die benötigten rund 1.100 Tonnen Schnee heranzuschaffen.
"Die Dachkonstruktion wird halten", ist sich ein Schnee räumender Dorfbewohner sicher. "Nach Aussage der Statiker haben die Grundmauern bereits eine Belastungssicherheit von über 30 Prozent der geforderten Werte." Ein relativer Begriff, denn Schnee ist in Deutschland nicht als Baustoff zugelassen. Mangels DIN-Normen mussten die Architekten komplizierte Modellrechnungen anstellen.
300.000 Euro Kosten
Alle Sicherheitsbedenken konnten sie nicht zerstreuen. "Da geh" ich nicht rein, wenn mal die Spreizen des Gerüsts raus sind, das ist mir viel zu gefährlich", sagt ein Einheimischer, der seinen Namen nicht in der Zeitung genannt wissen will. Der Innenraum, der einmal bis zu 200 Stehplätze bieten soll, wird bisher noch durch eine Konstruktion aus Holz und Blech gestützt. Die soll aber entfernt werden, wenn das Gewölbe durchgefroren ist. Das könnte noch zum Problem werden, denn der Wetterbericht weist auch für die kommenden Tage und Nächte lediglich Temperaturen um Null Grad aus.
Und dann sind da noch die Kosten. 300.000 Euro haben die Aktiven um den Gastwirt Bernd Stiefvater für das Projekt angesetzt. Ein Drittel davon wollen sie mit Hilfe der Gemeinde aus eigener Kraft aufbringen, außerdem gibt es immerhin 30 Sponsoren. Ein beträchtlicher Anteil von 142.000 Euro sollte über ein EU-Förderprogramm kommen. Doch vor wenigen Tagen lehnte das bayerische Wirtschaftsministerium den Antrag ab. Das traf Stiefvater "wie ein Schlag ins Gesicht", da die Schneekirche zuvor als Modell für grenzüberschreitenden Tourismus von den Behörden stets einhellig gelobt wurde.
Das Original ging um die Welt
Nun soll der Niederbayer im Kabinett, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU), helfen. Weitere Förderer werden dringend gebraucht, um die Inneneinrichtung mit Beleuchtungsanlage und Eisskulpturen sicherzustellen. Einen Teil werden auch die Besucher beisteuern müssen, pro Person werden bis zu fünf Euro Eintritt fällig. Manch einer hält das Projekt hinter vorgehaltener Hand für überdimensioniert - nicht zuletzt deshalb, weil es spätestens mit der Frühlingssonne dahinschmilzt.
Vor 100 Jahren kannten die Bewohner von Mitterfirmiansreut diese Probleme noch nicht. Ihre Schneekirche, das historische Vorbild, entstand aus purer Not. Ein heftiger Schneesturm und meterhohe Verwehungen verwehrten ihnen 1910 den Besuch der Christmette im Nachbarort. Eine eigene Kirche hatten sie noch nicht. Da schritten sie zur Selbsthilfe. Die Schneekirche machte Schlagzeilen in der Weltpresse, damals wie heute.
Der Schneekirche im Bayerwald mangelt es an Frost und Geld
Ein Traum droht zu schmelzen
Ein Gotteshaus ganz aus Schnee und Eis - davon träumen ein paar verwegene Dörfler im Bayerischen Wald. Doch nun läuft den Initiatoren des einzigartigen Bauwerks im Wintersportort Mitterfirmiansreut langsam die Zeit davon. Erst fehlte es an Schnee, nun bleiben auch noch fest eingeplante Zuschüsse aus.
Share on