Der Rhöndorfer Maler Hansing wird 80 Jahre alt

Päpste und Kanzler auf Leinwand gebannt

Er liebt die Linien, die das Leben zieht. Wenn Ernst Günter Hansing die Großen der Welt auf Leinwand bannt, macht er nicht immer Komplimente. Denn die Porträts des in Bad Honnef bei Bonn lebenden Malers sind der Versuch, den Wesenskern des Porträtierten zu treffen.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Am Montag wird der Künstler, der im Honnefer Stadtteil Rhöndorf hoch über dem Rhein - ganz in der Nähe des Hauses von Konrad Adenauer - wohnt, 80 Jahre alt.

"Hansings Porträts sind keine Porträts im üblichen Sinne, es sind Visionen", so soll Konrad Adenauer sein eigenes Bild kommentiert haben. Der in Kiel geborene Hansing hat nicht nur Kanzler und Politiker von Brandt bis Kohl und von de Gaulle bis Mitterrand porträtiert. Auch Künstler wie Anne-Sophie Mutter und Marc Chagall und Persönlichkeiten aus der religiösen Welt wie die Kölner Kardinäle Meisner, Höffner und Frings oder Mutter Teresa hat er mit Zeichenstift und Pinsel erkundet und interpretiert.

Besonders eindrucksvoll geriet das Porträt von Mutter Teresa. "Sie wirkt zunächst erschreckend zerbrechlich", beschrieb er die Ordensfrau nach einer Begegnung in Rom. "Aber dieser ungeheuer starke Wille und ihr beflügelndes Charisma haben sich auf mein Schaffen übertragen." Im Bild verbindet nur eine einzige Linie das im Profil gezeichnete Gesicht mit den gefalteten Händen. Jedes Mehr hätte nach Überzeugung Hansings der Bildidee geschadet, den Reichtum an Gläubigkeit und Zuversicht dieser einfachen Frau zum Ausdruck zu bringen.

Im Vatikan ist der Künstler ein und aus gegangen
Auch im Vatikan ist der Künstler ein und aus gegangen: Den toten Papst Paul VI. durfte der evangelische Christ sogar auf dem Totenbett zeichnen. Für Papst Johannes Paul II. hat er - neben beeindruckenden Porträts - auch Gottesdienstgewänder und Medaillen entworfen. Auch Papst Benedikt XVI., den Hansing als jungen Theologen im Vatikan kennenlernte, hat schon Grünes Licht für ein Portrait gegeben - eine Aufgabe, die der Künstler allerdings wegen seiner angegriffenen Gesundheit derzeit nicht angehen kann.

Nachhaltig geprägt hat Hansing, dass er als Jugendlicher die Bombardierung eines Flüchtlingsschiffs überlebte. Nach dem Krieg absolvierte er zunächst eine Goldschmiedelehre und malte als Autodidakt erste Bilder. Emil Nolde und Oskar Kokoschka ermutigten ihn, den Weg als Künstler einzuschlagen. 1951 erhielt er ein Stipendium der französischen Regierung, anschließend ermöglichte ihm der Bundesverband der Deutschen Industrie ein Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin.

Ausstellungen zum Geburtstag
Hansings Werk beschränkt sich nicht auf Porträts. Auch mit monumentalen Glasmalereien, Metallplastiken, modernen Wasserkünsten und riesigen Mobiles hat er sich einen Namen gemacht. Bekannt sind auch seine surreal übersteigerten Landschafts- und Kosmosbilder. Von kosmischen Zusammenstößen und Explosionen, in denen aus dem Chaos neue Welten entstehen, scheint er geradezu besessen. Die dabei verwendeten Stilmittel überträgt er auch auf seine Porträts: Der Mensch wird als Teil des Universums verortet.

Zum Geburtstag gibt es zwei Ausstellungen im Rathaus der Stadt Bad Honnef und im dortigen Katholisch-Sozialen Institut. Zudem veröffentlicht die Wernersche Verlagsgesellschaft ein Werk mit den wichtigsten Adenauer-Bildnissen Hansings.