Der Priester wird nicht Weihbischof von Linz - Rom entspricht Wunsch

Wagner verzichtet überraschend auf Amt

Im Streit um den ernannten Linzer Weihbischof Gerhard Wagner gibt es eine überraschende Wende: Der 54-jährige Pfarrer aus Oberösterreich bat Papst Benedikt XVI. um Rücknahme seiner Ernennung. Der Bitte hat der Heilige Stuhl am Sonntag bereits entsprochen. Für diesen Montag ist in Wien eine Sondersitzung der Österreichischen Bischofskonferenz angesetzt.

 (DR)

Der Rücktritt Wagners sei "im Interesse und zum Wohl der Diözese Linz" erfolgt, sagte der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz laut der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.

Wagner bat Schwarz am Sonntagabend, den Medien folgende Stellungnahme zu übermitteln: "Angesichts der heftigen Kritik bin ich im Gebet und nach Rücksprache mit dem Diözesanbischof zu dem Entschluss gekommen, den Heiligen Vater um Rücknahme meiner Ernennung zum Weihbischof von Linz zu bitten". Wagner hatte die vergangenen Tage in Rom verbracht.

Umstrittener Geistlicher
Der 54-Jährige gilt als streng konservativ und sorgte in der Vergangenheit mehrfach mit umstrittenen Äußerungen für Aufsehen. So rückte er Naturkatastrophen wie den Hurrikan "Katrina" in die Nähe einer göttlichen Strafe und bezeichnete Homosexualität als heilbar.

Mehrere Bischöfe forderten ihn nach dem Streit um seine Ernennung auf, auf kontroverse Äußerungen zu verzichten und zur Einigung des Kirchenvolkes beizutragen.

Protestwelle
Die Ernennung Wagners hatte eine Protestwelle ausgelöst und zu scharfen Äußerungen an beiden Flügeln des kirchlichen Spektrums geführt. In einem ungewöhnlichen Schritt stellten sich die Dechanten der Diözese Linz fast geschlossen gegen die Weihe des Pfarrers von Windischgarsten. Noch am Sonntag berichtete die Presse, liberale Pfarrer in Oberösterreich wollten mit einer Art "Volksbegehren" die Weihe Wagners verhindern. Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun machte in einem Pressekommentar vor allem die liberalen Katholiken für den Konflikt verantwortlich. Es handele sich um "das Geschrei derer, die in wichtigen Fragen den Glauben der Kirche leugnen".

Wagner wurde 1954 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Wartberg ob der Aist geboren. In Linz und Rom studierte er Philosophie und Theologie. 1978 in Rom zum Priester geweiht, ist er seit 1988 Pfarrer in Windischgarsten.

Sondersitzung der Österreichischen Bischofskonferenz
Für diesen Montag ist in Wien eine Sondersitzung der Österreichischen Bischofskonferenz angesetzt. Neben der umstrittenen Ernennung Wagners steht die katholische Kirche in Österreich auch in der aktuellen Debatte um die Traditionalisten in der Kritik. Im Vorfeld der Krisensitzung sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, es gehe um Schadensbegrenzung, vor allem aber um die Zukunft der Kirche in Österreich. Schönborn wie auch sein Stellvertreter, der Grazer Bischof Egon Kapellari, waren in der vergangenen Woche zu Gesprächen im Vatikan. Beide gelten als Vertraute des Papstes.

Aus hohen österreichischen Kirchenkreisen hieß es, die Bischofskonferenz werde für die Diözese Linz die Bildung eines Diözesanforums vorschlagen. An diesem "Runden Tisch" sollten in den kommenden Monaten Richtungsfragen diskutiert und Auswege aus dem derzeitigen Krise gesucht werden. Mit einer baldigen Ernennung eines neuen Weihbischofs sei vorerst nicht zu rechnen.