Der neue Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche wird in sein Amt eingeführt

Ein Mann des Dialogs

Bischof Irinej von Nis ist am Samstag in sein neues Amt als Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche eingeführt worden. Die Feier fand in der Belgrader Kathedrale statt. Der vollständige Titel des neuen Patriarchen lautet: Erzbischof von Pec, Metropolit von Belgrad-Karlowitz und Serbischer Patriarch.

Autor/in:
Danja Antonovic
 (DR)

Zu den Teilnehmern bei den Feierlichkeiten gehörten neben orthodoxer kirchlicher Würdenträger auch der der Apostolische Nuntius, Erzbischof Orlando Antonini, und der katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar. Die serbische Regierung war durch Premierminister Mirko Cvetkovi sowie einige Kabinettsmitglieder vertreten.

In seiner ersten Predigt als Patriarch erklärte Irinej, er betrachte seine Wahl als Werk der Gnade und Liebe Gottes. Daher verpflichte ihn dieses Amt und verlange von ihm eine würdige Antwort. Am historischen Sitz der serbischen Kirche in Pec soll eine weitere Feierlichkeit für den neuen Patriarchen stattfinden. Ein Zeitpunkt ist noch nicht bekannt.

Zu den Aufgaben Irinejs gehört auch eine politische Richtungsentscheidung der serbisch-orthodoxen Kirche. Eine wichtige innerkirchliche Streitfrage ist die Zusammenarbeit mit der internationalen Staatengemeinschaft in der Kosovo-Frage. Weitere Punkte sind die Positionen der Kirche zur europäischen Integration Serbiens, zur Ökumene und zur Liturgiereform. Bisher hat sich Irinej allerdings nach Angaben von Beobachtern kaum mit politischen Aussagen profiliert.

Papst Benedikt XVI. gratulierte Irinej zu seiner Wahl. Er wünschte dem neuen Oberhaupt «innere Stärke, um die Einheit und das geistliche Wachstum der serbisch-orthodoxen Kirche zu festigen, aber auch um brüderliche Beziehungen mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aufzubauen». Auch die Deutsche Bischofskonferenz schickte ein Glückwunschschreiben an den neuen Patriarchen. Der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte die bisherigen Verdienste von Irinej. «Wir schätzen Ihre Auffassung, dass ökumenische Gespräch voranzubringen und hoffen sehr, dass wir weiterhin gemeinsam einen Weg des brüderlichen Miteinanders zwischen Ihrer und unserer Kirche finden werden», heißt es in dem Schreiben.

Entscheidung am Freitag
Die Entscheidung kam schneller zustande als erwartet und wurde mit Kirchenglocken am frühen Freitagnachmittag verkündet. "Diese schwere Last werde ich mit meinen Brüdern, die mich gewählt haben, teilen und gemeinsam mit ihnen versuchen, alle Probleme zu lösen", sagte der 79-Jährige unmittelbar nach der Wahl. Sein vollständiger Titel lautet: Erzbischof von Pec, Metropolit von Belgrad-Karlowitz und Serbischer Patriarch.

Irinej wurde als Miroslav Gavrilovic am 28. August 1930 in dem westserbischen Ort Vodova geboren. Nach dem Abitur und dem Besuch des Priesterseminars in Prizren (Kosovo-Metohija) studierte er an der Theologischen Fakultät in Belgrad. 1959 legte er im Kloster Rakovica bei Belgrad das Mönchsgelübde ab. In diesem Kloster befindet sich das Grab seines Vorgängers im Patriarchenamt, Pavle I., der am 15. November im Alter von 90 Jahren gestorben war.

"Die bestmögliche Lösung"
In den Folgejahren lehrte Irinej am Priesterseminar in Prizren und leitete nach einem Studienaufenthalt in Athen die Mönchsschule im Kloster Ostrog in Montenegro. Irinej wurde 1974 Vikarbischof von Moravica, im darauffolgenden Jahr Diözesanbischof von Nis. "Die Wahl von Bischof Irinej zum Patriarchen ist die bestmögliche Lösung", sagt der Religionsexperte Zivica Tucic. Er beschreibt ihn das neue Kirchenoberhaupt als weltoffen. "Er ist ein Mann des Dialogs, der offen ist für Gespräche mit der katholischen und evangelischen Kirche." Das Lebensalter des neuen Partriarchen spreche dafür, dass er einen gemäßigten Weg gehen werde, erwartet Tucic.

Zum Patriarchen wurde der Bischof von Nis im Losverfahren bestimmt. Neben Irinej waren der nationalgeprägte Metropolit Amfilohije von Montenegro und Bischof Irinej von Backa in der engeren Wahl. Die Amtseinführung des 45. Oberhaupts der serbisch-orthodoxen Kirche ist für Samstag in der Belgrader Domkirche angesetzt.

Vor wenigen Tagen hatte der Bischof überraschend angedeutet, dass es 2013 zu einem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Serbien kommen könnte. Anlass wäre die 1700-Jahr-Feier des sogenannten Edikts von Mailand. Mit der Vereinbarung von 313 wurde Religionsfreiheit garantiert und die Christenverfolgung im Römischen Reich beendet. Maßgeblichen Anteil daran hatte der im heutigen Nis geborene römische Kaiser Konstantin der Große. Die Vorbereitungen für die Feiern in Nis, an denen sich die orthodoxe Kirche und der serbische Staat beteiligen werden, hätten schon begonnen, sagte Irinej.