In der Mitte Berlins entsteht ein neues katholisches Zentrum

Weit mehr als die bischöfliche Dienstwohnung

Mit seinem Bernhard-Lichtenberg-Haus neben der Sankt-Hedwigs-Kathedrale hat das Erzbistum Berlin große Pläne. Dort sollen Besucherinnen und Besucher die katholische Kirche künftig ohne großen Aufwand kennenlernen können.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Baustelle am Bernhard-Lichtenberg-Haus in Berlin / © Gregor Krumpholz (KNA)
Baustelle am Bernhard-Lichtenberg-Haus in Berlin / © Gregor Krumpholz ( KNA )

Der Skandal um die Luxuswohnung des früheren Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst vor rund zehn Jahren kommt einem bei einem solchen Projekt fast unvermeidlich in den Sinn: "Erzbischof Heiner Koch hat bei Material und Ausstattung keine Sonderwünsche", versicherte der Berliner Dompropst Tobias Przytarski am Dienstag vorsorglich mit Blick auf die künftigen Privaträume seines Chefs.

Grundsteinlegung in Berlin

Nach den Planungen wird die Dienstwohnung der Berliner Erzbischöfe in zwei Jahren wieder – wie bei Kardinal Georg Sterzinsky – hinter der Sankt-Hedwigs-Kathedrale sein.

Dann will Koch aus einem Lichterfelder Vorort-Pfarrhaus ins Zentrum der Hauptstadt umziehen – auf 140 Quadratmeter im obersten Stock des Bernhard-Lichtenberg-Hauses, dessen denkmalgeschützter Altbau derzeit saniert und bald um einen Ersatzneubau erweitert wird. An diesem Mittwoch legt Koch den Grundstein dafür.

Weitere Räume sind geplant

Es geht bei dem Projekt um weit mehr als die neue bischöfliche Bleibe, auch wenn sie in den Medien bei dem Vorhaben wohl am meisten beachtet wird.

Das Haus, benannt nach dem früheren Dompropst und Hitler-Gegner Bernhard Lichtenberg, soll die bestmöglichen Voraussetzungen dafür bieten, dass Besucherinnen und Besucher der Kathedrale gleich daneben "die katholische Kirche niedrigschwellig kennenlernen können", wie Przytarski erklärt.

Geplant sind dort deshalb im Erdgeschoss ein Cafe und eine Buchhandlung, für Veranstaltungen wird es darüber Säle und Seminarräume sowie Probenräume für die Kathedralmusik geben. "Ein Ort, der hoffentlich für viele attraktiv wird", wie der Dompropst hofft. Auch für das Bischofsbüro und Gästezimmer ist Platz eingeplant.

Ergänzung des bereits vorhandenen Gebäudes

Dafür fand das Erzbistum bei einem Wettbewerb im Schweizer Max Dudler (73) einen renommierten Architekten, der sich bereits bei früheren Kirchenprojekten einen Namen gemacht hat. Unweit der Humboldt-Universität und der Staatsoper möchte auch er mit dem zwischen Kathedrale und Lichtenberg-Haus entstehenden Forum "einen Ort der Ruhe schaffen, der zum Austausch und Verweilen einlädt".

Dafür entwarf er für den abgerissenen Gebäudeflügel des Lichtenberg-Hauses aus den 1970er Jahren einen kubischen Ersatzneubau mit Natursteinfassade. Er soll den neoklassizistischen Altbau von 1914 in heutigen Stilformen ergänzen.

Baukosten steigen weiter an

Integriert ist das Projekt in die laufende Sanierung und Umgestaltung der Hedwigs-Kathedrale schon dadurch, weil die Haustechnik der Bischofskirche in den Keller des Lichtenberg-Haus verlagert wird. Es soll auch in anderer Weise mit der Kathedrale eng verbunden sein, wie Przytarski betont.

So will das Erzbistum eine Ordensgemeinschaft einladen, im Lichtenberg-Haus mit bis zu vier Mitgliedern präsent zu sein und an der Seelsorge der Kathedrale mitzuwirken.

Eng verzahnt und kaum auseinanderzudividieren sind deshalb nach Angaben des Dompropstes auch die Projektkosten für Kathedrale und Lichtenberg-Haus.

Nachdem das Erzbistum jahrelang mit 60 Millionen Euro kalkuliert hatte, davon ein Drittel aus staatlichen Kassen, werden es nach aktueller Schätzung Przytarskis mindestens zehn Prozent mehr. "Wir sind im ständigen Gespräch mit unseren Förderern." Er sieht das Projekt wegern der rasant steigenden Baukosten nicht gefährdet.

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 400.000 Katholiken, davon rund 312.000 in Berlin. Während die Zahl der Katholiken im Raum der Bundeshauptstadt wächst, geht sie in den ländlichen Gebieten zurück. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. Erzbischof Dr. Heiner Koch übernahm die Bistumsleitung am 19. September 2015. Bischofssitz ist die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )
Quelle:
KNA