Der Leiter des Opus Dei ist tot - ein neuer Spanier steht bereit

Spanische Treppe

Die Nachricht kam zur Nacht: Der Leiter des Opus Dei ist tot. Nach dem dritten Spanier an der Spitze der konservativen Vereinigung kommt nun wohl ein vierter. Er folgte ihm in allen Ämtern - und spendete die Sakramente.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Javier Echevarria Rodriguez (Archivbild 2002) / © Romano Siciliani (KNA)
Javier Echevarria Rodriguez (Archivbild 2002) / © Romano Siciliani ( KNA )

Der Leiter des Opus Dei ist tot. Bischof Javier Echevarria erlag mit 84 Jahren in Rom den Folgen einer Lungenentzündung, wie Opus Dei am Montagabend mitteilte. Der Spanier war seit 1994 dritter Leiter der konservativen kirchlichen Gruppierung, die von Papst Johannes Paul II. 1982 in den Rang einer Personalprälatur erhoben wurde. Gemäß den Statuten des Opus Dei muss nun binnen eines Monats der Prozess zur Wahl eines Nachfolgers beginnen - die dann von Papst Franziskus bestätigt werden muss.

Papst Franziskus hat Echevarria als einen "treuen Diener" der Kirche gewürdigt. Er sei "ein großmütiger Zeuge des priesterlichen und bischöflichen Lebens" gewesen, schreibt der Papst in einem Beileidstelegramm, das der Vatikan am Dienstag veröffentlichte. Franziskus lobte zudem Echevarrias "ständigen Dienst der Liebe für die Kirche und die Gläubigen" und sagte dem Opus Dei seine Gebete zu.

Das Opus Dei, zu deutsch "Werk Gottes", wurde im Oktober 1928 vom später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) in Madrid als katholische Laienbewegung gegründet; der weibliche Zweig entstand 1930. Die Mitglieder des "Werkes" sind angehalten, ihr ganzes Leben im Alltag zu heiligen - und sei es durch Askese und Kasteiung. Nicht Weltflucht gilt freilich als Ideal; vielmehr soll die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben in einflussreichen Positionen geprägt werden.

1982: Opus Dei wird zur "Personalprälatur"

So gehören etwa Vatikansprecher Greg Burke (57, seit 2016) und sein spanischer Vorvorgänger Joaquin Navarro-Valls (80, bis 2006) dem "Opus" an. Einflussreiche Geschäftsleute, Verwaltungsfunktionäre und Journalisten stehen für das "Werk" ihren Mann oder ihre Frau.

Johannes Paul II. (1978-2005) gewährte der konservativen Vereinigung 1982 die bislang einmalige Rechtsform einer "Personalprälatur" - mit einer gesonderten Priesterausbildung und einem Bischof an der Spitze. Eine ebensolche kirchenrechtliche Stellung strebt seit Jahren die traditionalistische Piusbruderschaft an.

Kritik: sektenhafte Strukturen

Kritiker werfen dem Opus Dei Elitedenken, eine Erziehung zu blindem Gehorsam und sektenhafte Strukturen vor. Das Wirken der Organisation widerspreche Werten wie Freiheit, Mündigkeit und Gleichberechtigung. Das "Werk" unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce.

Dem Opus Dei gehören nach eigenen Angaben derzeit weltweit rund 90.000 Mitglieder an, davon 600 in Deutschland; die weitaus meisten Mitglieder sind Laien. Die rund 2.000 Priester, die sich zum Opus Dei bekennen, sind in der "Priesterlichen Gemeinschaft vom Heiligen Kreuz" zusammengefasst. Darüber hinaus spricht das Werk von weltweit mehreren hunderttausend Freunden und Unterstützern, die an geistlichen Übungen teilnehmen und für die Arbeit des Opus spenden.

Rangfolge vorbestimmt

Die Nachfolge im Opus Dei war bislang statisch. Ein Kronprinz war stets ausersehen; er hatte die klassischen Ämter und Ränge durchlaufen und war - natürlich - Spanier. Als der Gründer Josemaria Escriva (1902-1975) starb, stand Alvaro del Portillo (1914-1994) bereit. Noch unter Escriva war der nun verstorbene Echevarria bereits die Nummer drei. Am 14. Juni 1932 in Madrid geboren, dem Entstehungsort des Opus Dei, schloss er sich mit nur 16 Jahren 1948 dem "Werk" an. Seit 1953 war er Escrivas Sekretär.

In Rom erwarb Echevarria 1953 an der Päpstlichen Universität "Angelicum" einen Doktortitel in Kirchenrecht; zwei Jahre später folgte eine Promotion in Bürgerlichem Recht an der Päpstlichen Lateran-Universität. Als Professor für Moraltheologie war Echevarria seit 1960 am römischen Kolleg vom Heiligen Kreuz und seit 1964 am römischen Kolleg Santa Maria tätig. 1962 wurde er Mitarbeiter der vatikanischen Ordenskongregation.

Unter Escrivas Nachfolger del Portillo wurde Echevarria 1975 Generalsekretär - Nummer zwei statt drei. Und als Johannes Paul II. das Opus Dei 1982 zur Personalprälatur erhob, wurde der Doktor beider Rechte deren Generalvikar. Zudem wurde er zum Berater der Heiligsprechungskongregation und später der einflussreichen Kleruskongregation ernannt. Als del Portillo 1994 starb, ernannte ihn Johannes Paul II. naturgemäß zum dritten Oberen des Opus Dei. Und die Rangfolge läuft so durch.

Ocariz wird vorläufiger Leiter

Echevarrias Generalvikar seit 1994 war Fernando Ocariz (72). Er übernimmt nun nach Angaben der Prälatur bis zur Neuwahl vorläufig die Leitung des Opus Dei. Ocariz ist Mitglied der päpstlichen Theologenkommission und Berater der Römischen Glaubenskongregation.

Er war Mitautor der konservativen Vatikan-Erklärung "Dominus Iesus" über die Einzigartigkeit Jesu Christi und der Kirche. Zudem gehört er jener päpstlichen Kommission an, die die theologische Diskussion mit der traditionalistischen Piusbruderschaft führt. Der mögliche Ausgang: eine Beförderung der Piusbrüder zur Personalprälatur.


Quelle:
KNA