Der junge Syrer Ameer Ghazy lebt in einer Pfarrerswohnung

Warten auf den Asylbescheid

Er ist Mitte 20, der Bestseller "Tschick" ist sein Lieblingsbuch, und er mag inzwischen Kürbissuppe. 2015 floh Ameer Ghazy aus Syrien nach Deutschland. Untergekommen ist er in einer Pfarrerswohnung im Berliner Norden.

Autor/in:
Birgit Wilke
Der katholische Flüchtling Ameer Ghazy / © Markus Nowak (KNA)
Der katholische Flüchtling Ameer Ghazy / © Markus Nowak ( KNA )

Um einen Gottesdienst zu besuchen, braucht Ameer Ghazy nur eine Treppe hinunterzugehen. Der katholische Flüchtling aus Syrien hat ein ungewöhnliches Zuhause. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder und einem weiteren syrischen Flüchtling wohnt er seit rund einem Jahr in einer Pfarrerswohnung im Berliner-Hermsdorf. Wie viele andere wartet Ghazy auf seinen Asylbescheid.

"Ich würde so gerne etwas machen, endlich fertig studieren oder eine Ausbildung anfangen", sagt Ghazy. Als er vor fast zwei Jahren aus Syrien floh, war er mittendrin in einem Betriebswirtschaftsstudium. Auf einer Fahrt zur Universität in Damaskus erlebte er, wie direkt auf ein Auto vor ihm geschossen wurde. Das gab den letzten Ausschlag für ihn und seinen Bruder Shabel, die Heimat zu verlassen.

Asylstatus: ungeklärt

Nach rund einmonatiger Flucht über die Balkanroute kamen sie Ende Juni 2015 in Deutschland an. Die beiden Syrer konnten zunächst in einer Unterkunft in Berlin-Kaulsdorf bleiben. Nach ein paar Monaten sorgten eine befreundete deutsche Familie und einige Gemeindemitglieder der katholischen Kirchengemeinde Maria Gnaden in Berlin-Hermsdorf dafür, dass die beiden in die leer stehende Pfarrerswohnung ziehen konnten. Mit einem weiteren syrischen Flüchtling ist die Männer-WG komplett. Seine Eltern und sein jüngster Bruder Robert, die inzwischen nachgekommen sind, konnte die Nachbargemeinde in Lübars aufnehmen.

Ameer Ghazy muss warten. In seiner Familie ist er der einzige, dessen Asylstatus nach wie vor ungeklärt ist. Warum das so ist, weiß er nicht. Sein Pass werde noch geprüft, erhielt er als lapidare Antwort auf eine Anfrage beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Trotzdem versucht der 25-Jährige, sich nicht entmutigen zu lassen. "Aber das ist manchmal ganz schön schwer", so Ghazy. Immerhin kann er Deutsch-Kurse besuchen und spricht die Sprache inzwischen schon ganz passabel.

Hilfe von der Caritas

Und er hat neben seiner Familie Menschen, die ihm zur Seite stehen. Da sind Freunde und Bekannte aus dem Berliner Norden; viele kennt er aus der Kirchengemeinde, die ihn beherbergt. Es sind aber auch Berater von Hilfsorganisationen wie der Caritas. Violeta Cotado vom Caritas-Jugendmigrationsdienst ist eine von ihnen. Sie versucht, Stipendien für Sprachkurse aufzutreiben, und sucht nach Möglichkeiten, wie junge Flüchtlinge vielleicht auch ohne festen Asylstatus eine Ausbildung machen können.

Die Caritas-Mitarbeiterin kennt Ameer Ghazy gut. Es sei ihm hoch anzurechnen, dass er sich trotz seiner schwierigen Situation weiter engagiert, Deutsch lernt und auch ehrenamtlich tätig ist, sagt sie. Das sei alles andere als selbstverständlich. So leitet er eine Jugendgruppe und besucht regelmäßig ein Altenwohnheim. Cortado hofft, dass sich bald eine Möglichkeit für ihn findet, ein Praktikum zu machen oder vielleicht sogar eine Ausbildung. Seinem Bruder Robert ist es bereits geglückt. Nach einem Praktikum bei einer Autofirma hat er nun gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Allerdings hat er einen Asylstatus und genießt zumindest subsidiären Schutz.

"Ich möchte nicht, dass mein Traum von einer Zukunft in Deutschland schon zu Ende ist", betont Ameer Ghazy. Zumal sich die Stimmung nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz geändert habe. Sein Äußeres zieht oft kritische Blicke auf sich. Tag für Tag hofft er auf den erlösenden Brief vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.


Quelle:
KNA