Der Jesuit Stefan Dartmann rückt an die Spitze von Renovabis

Teamplayer mit schwedischem Pass

Führungswechsel beim Hilfswerk Renovabis - der Jesuit Stefan Dartmann wurde am Donnerstag offiziell mit einem Festgottesdienst im Freisinger Mariendom in sein Amt als Hauptgeschäftsführer beim katholischen Osteuropahilfswerk eingeführt.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Mit Jesuiten haben sie bei Renovabis Erfahrung. Als es 1993 galt, die Solidaritätsaktion für die Menschen in Osteuropa mit Leben zu füllen, nahm sich Pater Eugen Hillengass dieser Herkules-Aufgabe an. 2003 konnte er zufrieden die Leitung an den Redemptoristenpater Dietger Demuth (70) abgeben. Nun folgt auf diesen mit Stefan Dartmann erneut ein Ordensmann der Gesellschaft Jesu.



Offen für Neues

Auf neue Aufgaben hat sich der 53-jährige Westfale immer gerne eingelassen. Über viele Jahre war Dartmann als Seelsorger in Schweden tätig, wo er 1986 zum Priester geweiht wurde. Das skandinavische Land wurde zu seiner zweiten Heimat. Dort stand er von 1993 bis 2004 einer Pfarrei in Stockholm vor, kümmerte sich um die Jugendarbeit und um die Wiedereingliederung drogen- und alkoholgefährdeter Jugendlicher. Da war es für den Pater aus Gelsenkirchen-Buer nur konsequent, die schwedische Staatsbürgerschaft anzunehmen.



Als Dartmann 2004 Provinzial seines Ordens wurde, waren die beiden deutschen Jesuitenprovinzen gerade erst zu einer zusammengelegt worden und umfassen seither auch Schweden und Dänemark. Der Pater ließ sich damals von zwei Vorgängern einarbeiten, um die Anliegen von jedem Gebiet und die der jeweiligen Mitbrüder gegenwärtig zu haben. Da konnte er noch nicht ahnen, dass ihn zum Ende seiner Amtszeit eine "bittere Wahrheit", wie er es selbst nannte, einholen würde.



Offene Art und klarer Führungsstil

In Folge des Missbrauchsskandals kam es unweigerlich auf ihn zu, im Namen des Ordens das "Mea culpa" zu sprechen. Mit Scham erkannte er öffentlich die Schuld und das Versagen des Ordens an. Dartmann gehört zu einer neuen Generation von Jesuiten, deren Führungsstil vom Aufeinanderhören geprägt ist. Das Einbinden der Mitarbeiter ist ihm wichtig, um danach Entscheidungen treffen zu können. Seine Mitbrüder schätzen seine offene Art und seinen klaren Führungsstil. Als Teamplayer wird er mit Sicherheit auch bei Renovabis agieren.



Fast 20 Jahre nach der Gründung des Hilfswerks bleibe es eine wichtige Aufgabe, die katholische Kirche in Mittel- und Osteuropa zu unterstützen, findet der Jesuit. Das ökumenische Gespräch gelte es zu intensivieren und damit einen Beitrag zwischen Ost- und Westeuropa zu leisten. Sein Mitbruder Hillengass erinnerte stets daran, dass es sich dabei um keinen einseitigen Transfer handle.



Unterstützung von mehr als 17.200 Projekten

Renovabis initiiert und begleitet inzwischen mehr als 1.800 solcher Partnerschaften zwischen West und Ost. Seit 1993 half das Hilfswerk den Menschen in 29 Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa bei mehr als 17.200 Projekten. Dafür wurden rund 500 Millionen Euro aufgewendet. Die Mittel flossen in pastorale, sozial-karitative sowie in Bildungs- und Medienprojekte, und zwar nicht nur der katholischen, sondern auch der orthodoxen Kirche.



Bereits als Provinzial hat Dartmann die Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Provinzen forciert. Seine Devise lautet: "Christus ist überall, auch wenn wir ihn noch nicht entdeckt haben." Eine solche Sichtweise bewahre vor einem Christentum, das sich nur noch auf den innerkirchlichen Raum beschränkt, meint der Ordensmann.



Eine slawische Sprache spricht Dartmann noch nicht. Könnte sein, dass er sich bei Renovabis hinsetzt und Russisch büffelt wie sein Vorgänger es tat. In diesen Tagen ist er dabei, sein Italienisch auf Vordermann zu bringen. Auch das nützt ihm in seiner neuen Aufgabe: Dartmann weiß, dass im Osten Europas eine ganze Reihe Priester und Bischöfe in Rom studiert haben.