Der Heilige Bonaventura inspiriert bis heute die Gläubigen

Inspirierend in Zeiten von "Fake News"

Viele Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. In jedem Monat stellen wir Glaubenspersönlichkeiten vor, im Juli: Bonaventura.

Autor/in:
Schwester Kerstin-Marie Berretz OP
Der Heilige Bonaventura / © Romano Siciliani (KNA)
Der Heilige Bonaventura / © Romano Siciliani ( KNA )

Am 15. Juli feiert die Kirche den heiligen Bonaventura, einen Franziskaner, der im Jahr 1217 oder 1221 in Italien als Giovanni Fidanza geboren wurde. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, aber aufgrund eines Wunders des heiligen Franziskus überlebte Giovanni eine lebensbedrohliche Situation. Als Franziskus den geheilten Jungen sah, soll er ausgerufen haben: "o buonaventura", was so viel meint wie "gute Fügung" oder "guter Wind".

Trotz dieser Begegnung und der Heilungserfahrung trat Fidanza nicht direkt in den Franziskanerorden ein. Er ging zuerst nach Paris, wo er die sieben freien Künste - Grammatik, Rhetorik, Dialektik sowie Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie - studierte.

Nach dem Studium trat der Heilige in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Bonaventura an, studierte dann in Paris Theologie. Dort war er schließlich bis 1257 auch Professor, wie bereits der Dominikaner Thomas von Aquin. In diesem Jahr wurde Bonaventura zum Generalminister der Franziskaner gewählt. Er gab seinen Lehrstuhl auf, um sich ganz den Herausforderungen seines Ordens widmen zu können.

Orden kämpfte mit seinem Image

Denn dessen Ruf war ziemlich angeschlagen. Zu Beginn seiner Amtszeit forderte Bonaventura seine Mitbrüder auf, an einer Verbesserung der Situation mitzuarbeiten. Ein wichtiger Punkt war dabei die Überwindung des Konflikts zwischen radikalen und gemäßigten Teilen des Franziskanerordens. Schließlich gelang es Bonaventura, die Gemeinschaft wieder in ruhigere Fahrwasser zu lenken. Zudem unternahm er zu Fuß unzählige Pastoralreisen durch Frankreich und Italien. Schließlich konnte er beide Lager versöhnen, weshalb man ihn auch als zweiten Gründer des Ordens bezeichnete.

Als Generalminister schrieb Bonaventura zudem sein mystisches Hauptwerk "Itinerarium mentis in Deum", den Reisebericht des Geistes zu Gott. Er gilt als ein Höhepunkt spekulativen Denkens im christlichen Abendland. Der Ordensmann beschreibt darin den Weg der Gotteserkenntnis. Er verstand ihn als eine Leiter, auf der man immer weiter zu Gott aufsteigen könne - allerdings hingen besonders die letzten Stufen von der Gnade Gottes ab.

Vom Papst befördert

1266 kehrte Bonaventura nach Paris zurück, wo er seine Brüder in der Auseinandersetzung mit konservativen Theologen und radikalenPhilosophen unterstützte. Durch seine weiteren Veröffentlichungen und Vorlesungen wurde der Franziskaner zu einer sehr einflussreichen Person seiner Zeit. Kein Wunder also, dass Papst Gregor X. ihn 1273 zum Kardinalbischof von Albano ernannte, nachdem er über die Wiedervereinigung der orthodoxen und römischen Kirche gepredigt hatte.

Bonaventura sollte auch das zweiten Konzil von Lyon vorbereiten. Es sollte die Unionsverhandlungen mit der griechischen Kirche endgültig zum Erfolg führen. Das Ziel der kirchlichen Wiedervereinigung schien schon fast erreicht - da verstarb Bonaventura während des Konzils nach kurzer und schwerer Krankheit am 15. Juli 1274. Fast 200 Jahre später, 1482, wurde er heilig gesprochen, 1588 zum Kirchenlehrer erhoben.

Immer Vernunft walten lassen

Was Menschen heute inspirieren kann, ist seine Haltung, die Vernunft immer und überall walten zu lassen. Besonders in Zeiten von "Fake News" und Verschwörungsgedanken ist es unerlässlich, Fakten und Quellen gewissenhaft zu prüfen. Das Beispiel des Heiligen zeigt auch, dass Trennung und Polarisierung keine Lösung sein können. Der Franziskaner machte sowohl in seiner eigenen Gemeinschaft als auch in seinem Engagement auf dem Konzil von Lyon deutlich, wie wichtig die Einheit wichtig.

Und es scheint, dass Bonaventura Prioritäten setzen konnte und sich selbst nicht zu wichtig nahm: Die Tatsache, dass er nach seiner Wahl zum Generalminister des Ordens auf seinen Lehrstuhl verzichtete, kann ein Beispiel dafür sein, dass es bei neuen Herausforderungen nicht immer um Ansehen und Ehre geht. Diese Einstellung kann auch heute helfen, wenn jemand in einen Dienst gerufen werden, der vielleicht weniger Ansehen hat. Bonaventuras Leben zeigt, dass das Leben verschiedene Wendungen nehmen und man trotzdem wirksam sein kann.

Quelle:
KNA