Der frühere Adveniat-Vorsitzende Franz Grave ist seit 50 Jahren Priester in Essen

Ein Streiter für die Menschen im Revier

Er ist ein Mann des Ruhrgebiets und einer, der die Sorgen und Nöte der Menschen kennt. Der emeritierte Essener Weihbischof Franz Grave steht für Heimatverbundenheit und Weltläufigkeit zugleich. Am Montag feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Weihbischof em. Franz Grave am domradio-Mikrophon (DR)
Weihbischof em. Franz Grave am domradio-Mikrophon / ( DR )

Für die Arbeitnehmerschaft im Ruhrgebiet streitet der katholische Geistliche schon sein ganzes Priesterleben lang. Gegen die Not der Christen in Lateinamerika engagierte er sich mehr als 15 Jahre als Vorsitzender der Bischöflichen Kommission für das Hilfswerk Adveniat. Grave tat dies stets mutig und oft in der handfesten Sprache, die den Menschen im Revier eigen ist.

Am Montag feiert der gebürtige Essener, der zu Schalke 04 hält, sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Nach einem Gottesdienst im Dom, den Grave zelebriert und die Essener Domsingknaben musikalisch gestalten, haben Bischof Felix Genn und das Domkapitel zu einem Empfang geladen. Gäste aus Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche im Ruhrgebiet werden erwartet.

Grave stammt aus "einfachen Verhältnissen", wie er betont. Der Vater war Handwerker. Schon früh stand der Wunsch zum Priesterberuf fest.
Er wollte Pfarrer werden, Seelsorge für die Menschen im Ruhrgebiet leisten. Vom Bischofsamt habe er nicht einmal geträumt, sagt Grave.
1959 war er einer der ersten, die der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach für das ein Jahr zuvor gegründete Bistum Essen zum Priester weihen konnte. Nach Stationen als Kaplan und Religionslehrer in Duisburg wirkte Grave als Diözesanpräses für Kolpingwerk und Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB).

Bereits damals begann der umfassende Strukturwandel im Ruhrgebiet, der den Weihbischof immer wieder beschäftigte. Er brachte eine bundesweit beachtete Aktion zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf den Weg. Grave stritt und streitet noch heute für die katholische Soziallehre, setzte sich auch mit Managern an einen Tisch. Weder Bosse noch Kumpel würden ihn schief ansehen, sagt er. "Das ist bei uns im Ruhrgebiet nicht so." Für Grave ist es originäre Aufgabe der Kirche, daran zu erinnern, dass der Mensch im Wirtschaftsprozess Vorrang haben muss. Eine Herzenssache war und ist ihm das Wort der evangelischen und katholischen Kirche zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland von 1997, an dem er maßgeblich mitgewirkt hat.

1988 wurde Grave, der ab 1970 das Seelsorgeamt des Bistums leitete, von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Essen ernannt. Vier Jahre später wählte ihn die Deutsche Bischofskonferenz zum Adveniat-Vorsitzenden. Inzwischen hat Bischof Genn, der im März von Essen nach Münster wechselt, die Aufgabe übernommen. Grave hatte im November 2007 mit 75 Jahren seinen altersbedingten Rücktritt bei Papst Benedikt XVI. eingereicht.

Auch seitdem hat er, wie oft zuvor, die Länder Mittel- und Südamerikas bereist. Mit den Armen in den Slums wie mit Bischofskollegen und Staatslenkern vor Ort parlierte er auf Spanisch. Er stritt und streitet für einen sozialen Ausgleich und sorgt sich um die weiter wachsende Armut. In Deutschland warb und wirbt er unermüdlich um Spenden für Adveniat. Wenn Bischof Genn im März in die Nachbardiözese Münster wechselt, wird sicher auch Graves Rat und Erfahrung im Ruhrbistum gefragt sein.