Freiburger Priester unterstützen Maria 2.0 mit Internetaktion

Der Erzbischof lässt uns machen

Nicht nur Frauen und Männer, sondern auch einige Kleriker sprechen sich offiziell für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche aus und unterstützen eine Internet-Aktion. Initiatoren sind Priester und Diakone aus dem Erzbistum Freiburg.

Frauen mit einem Plakat, das die Muttergottes mit zugeklebtem Mund zeigt, bei einer Mahnwache / © Andre Zelck (KNA)
Frauen mit einem Plakat, das die Muttergottes mit zugeklebtem Mund zeigt, bei einer Mahnwache / © Andre Zelck ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie rufen Pfarrer und Diakone im Erzbistum Freiburg auf, die Forderungen von Maria 2.0 zu unterzeichnen. 137 haben das schon getan. Welche Forderungen haben Sie und ihre Mitbrüder dort unterschrieben?

Pfarrer Konrad Irslinger (Initiator der Aktion "KIRCHE 2019: Den Aufbruch wagen!"): Im Grunde dieselben Sachen, die die Frauen schon fordern und was wir umgekehrt auch damals beim Memorandum 2011 schon mal gefordert haben. Da ist seither nichts passiert.

DOMRADIO.DE: Was heißt das im Einzelnen? Was fordern Sie von der katholischen Kirche? Was muss sich ändern?

Irslinger: Im Vordergrund steht natürlich die Gleichberechtigung. Das heißt im Grunde, dass Frauen nicht mehr einfach per se von bestimmten Ämtern und Diensten ausgeschlossen sind, sondern dass es diese Gleichberechtigung gibt, wie schon im zivilen Leben auch.

Und das ist im Grunde die Solidarisierung. Es gibt wahrscheinlich Bischöfe und Pfarrer, die sich bedroht fühlen, wenn Frauen plötzlich gleiche Rechte fordern. Aber das ist unsere Aktion, zu sagen: Es gibt auch Priester und Diakone, die sagen: Jawohl, das ist jetzt notwendig und das ist dran. Und das wollen wir unterstützen.

DOMRADIO.DE: Das Ganze unterstützen Sie mit einer Internet-Aktion. Nun könnte man sagen, dass so eine Online-Unterzeichnung schnell gemacht ist. Was erhoffen Sie sich davon?

Irslinger: Ein Stück Solidarität, das heißt Öffentlichkeit für die Frauen. Damit die Frauen merken, dass sie jetzt mit dem Thema nicht alleingelassen sind, sondern es Leute gibt - und zwar nicht irgendwelche Leute, sondern Kleriker -, die sie da unterstützen.

DOMRADIO.DE: Und wie ist die Stimmungslage momentan unter den Priestern Ihrer Erzdiözese? Werden da die Gräben zwischen Unterstützern und Gegnern der Initiative noch größer oder wie stellt sich das gerade dar?

Irslinger: Es ist schon deutlich, dass es Leute gibt, die das unterstützen. Aber auch, dass es welche gibt, die das klar ablehnen und sich zum Beispiel darauf berufen, dass das Priestertum für die Frau einfach indiskutabel ist, weil der Papst das so entschieden hat.

DOMRADIO.DE: Wie steht Ihr Bischof zu der Aktion?

Irslinger: Der hat sich bisher zu dieser Aktion nicht direkt geäußert. Aber er lässt uns machen.

DOMRADIO.DE: Welche Schritte muss man hin zu einer Gleichberechtigung der Geschlechter in der nächsten Zeit machen? Was muss die Kirche da tun?

Irslinger: Ich denke, sie muss einen Teil ihrer Systematik verändern. Es ist schon eine gewisse Sichtweise, wenn man sagt: Nur Männer können hier eine zentrale Aufgabe wahrnehmen. Und diese Aufgabe ist im Grunde auch mit Macht verbunden. Und das ist damit der Ausschluss, dass Frauen nichts zu sagen haben, nichts zu entscheiden haben. Damit fällt ein Teil, also die andere Hälfte der Menschheit, hinten runter.


Erzbischof Stephan Burger / © Arne Dedert (dpa)
Erzbischof Stephan Burger / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
DR