In der Elfenbeinküste wird eine UN-Mitarbeiterin ermordet

Gbagbo unter Druck

Die Lage in der Elfenbeinküste spitzt sich zu. Während der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo offenbar weiter an Boden verliert, hält die Gewalt das Land in Atem: Eine UN-Mitarbeiterin wurde ermordet, der Direktor des katholischen Wohlfahrtsverbandes Caritas wurde zuvor entführt.

 (DR)

Bewaffnete des von der internationalen Gemeinschaft anerkannten Siegers der Präsidentenwahlen, Alassane Ouattara, hätten Diözesan-Caritasdirektor Pater Richard Kissi bereits am Dienstagvormittag in einem Vorort von Abidjan verschleppt, berichtet der französische Caritasverband "Secours catholique" nun. Auch Caritas Internationalis verlangt die unverzügliche Freilassung Kissis.



Seit zwei Tagen gebe es kein Lebenszeichen des Caritasdirektors, so "Secours catholique". Die Entführer hätten bislang auch keine Forderungen gestellt. Man habe Kissi entführt, als er habe helfen wollen, Priesteramtskandidaten aus einem Seminar bei Abidjan in Sicherheit zu bringen.



Der Konflikt in der Elfenbeinküste hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Er wurde ausgelöst durch die Weigerung des bisherigen Präsidenten Laurent Gbagbo, nach den Wahlen von November sein Amt an seinen international als Wahlsieger anerkannten Herausforderer Ouattara abzugeben.



UN-Mitarbeiterin ermordet

Am Freitag wurde bekannt, dass bei den Unruhen eine schwedische UN-Mitarbeiterin getötet wurde. Die 30-Jährige sei vermutlich versehentlich bei einer Schießerei in der Hauptstadt Abidjan getroffen worden, teilte Außenminister Carl Bildt im Stockholmer Reichstag mit. Die Frau habe sich in ihrer Wohnung aufgehalten, als sie von einer Kugel getroffen wurde.



In der Hafenstadt kam es in der Nacht zu schweren Kämpfen. Dabei stehen sich Truppen des Wahlsiegers Alassane Ouattara und der Armee, die teils noch dem abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo treu sind, gegenüber.



Gbagbo unter Druck

Die Unterstützer des international anerkannten Wahlsiegers Alassane Ouattara hatten am Donnerstag nach der Einnahme wichtiger Städte im Zentrum des Landes mit der Erstürmung der Wirtschaftsmetropole Abidjan gedroht. Gbagbo blieben nur noch wenige Stunden, um die Macht friedlich abzugeben, sagte Ouattaras Ministerpräsident Guillaume Soro am Donnerstag dem französischen Auslandssender RFI. Sonst würden seine Truppen in die Regierungsstadt einmarschieren.



Die früheren Rebellen führen seit Montag eine umfassende militärische Offensive gegen die staatlichen Truppen, die Gbagbo unterstützten. Seit dem Bürgerkrieg 2002/2003 kontrollieren sie den Norden des Landes, rücken jedoch immer weiter südlich vor. Die Hafenstadt Abidjan liegt ganz im Süden des Landes. Gbagbo weigert sich seit den Wahlen Ende November, die Macht an Ouattara abzugeben. Beide haben jeweils eine eigene Regierung gebildet. Nach UN-Angaben wurden bei dem Konflikt bislang mindestens 500 Menschen getötet, mehr als eine Million Ivorer sind auf der Flucht.