Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider im domradio.de-Interview

"Kirche ist man immer"

Als Ratsvorsitzender ist Nikolaus Schneider noch bis 2015 das Gesicht der evangelischen Kirche in Deutschland. Präses der rheinischen Kirche ist er bald nicht mehr. Im Interview mit domradio.de spricht er zu seinem 65. Geburtstag über seine Zukunft als Pensionär mit Ehrenamt, sein Lebensthema soziale Gerechtigkeit und seinen bisher größten Schicksalsschlag.

 (DR)

domradio.de: Präses der rheinischen Landeskirche sind Sie bald nicht mehr, EKD-Ratsvorsitzender sind Sie noch bis Ende 2015. Denken Sie dennoch an einem Tag wie Ihrem 65. Geburtstag schon mal ans Aufhören?

Schneider: Es wird sich für mich vieles ändern: Ich bin nicht mehr Präses dieser Kirche, das ist meine wichtigste Aufgabe. Der Ratsvorsitz bei der Evangelischen Kirche in Deutschland ist ein Ehrenamt. Und ich werde dieses Ehrenamt dann als Pensionär wahrnehmen. Da ändert sich schon was. Und ich bin auch wild entschlossen, es dann auch so wahrzunehmen, dass auch Lücken bleiben - und die EKD nicht auf alles zugreifen kann. Aber ich bin auch nach wie vor in sehr verantwortlichen Positionen und nehme wichtige Termine wahr, das bedeutet einen sehr abgefederten Übergang in den Ruhestand. Und Gedanke wie "Was mache ich jetzt mit meiner ganzen Zeit? Räume ich Keller oder Dachboden auf?" kommen mir überhaupt nicht. Weil ich einfach noch in der Mitte des Lebens der Kirche bin. In der Kirche kann man gar nicht pensioniert werden. Weil Kirche sind wir immer. Wir leben auch immer als Kirche. Das wird immer bleiben.



domradio.de: Wie wollen Sie die Lücken, die entstehen füllen?

Schneider: Ich will die Zeit nutzen, um über einige Dinge in Ruhe nachzudenken, zu lesen, mit meiner Frau, meinen Kindern und Enkelkindern zusammen zu sein. Außerdem will ich meinen Körper wieder stärker pflegen und mich wieder sportlich betätigen. Wie genau, weiß ich noch nicht. Aber das Thema steht an.



domradio.de: EKD-Ratsvorsitzender sind Sie seit zwei Jahren. Als Sie das Amt antraten, las man u.a. über Sie, sie könnten Konflikte im Stillen lösen, aber auch unbequem werden. Wann werden Sie unbequem?

Schneider: Wenn es um Themen geht, die mit Fragen der Gerechtigkeit zu tun haben; mit dem sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft; damit, dass unser Glaube in der Öffentlichkeit deutlich zur Sprache gebracht werden muss. Da kann ich auch sehr deutlich werden. Und vielleicht auch unbequem. Aber das dauert schon sehr lange bei mir. Ich suche nicht den Streit und die Auseinandersetzung. Sondern ich stelle mich dem, wenn ich es für unvermeidlich und unverzichtbar halte.



Das Gespräch führte Martin Korden. Insgesamt 45 Minuten lang sprach der domradio.de-Redakteur mit Nikolaus Schneider u.a. über seine Arbeit und Ziele als EKD-Ratsvorsitzender, die Ökumene der christlichen Kirchen und den Tod seiner jüngsten Tochter. Das Interview können Sie hier in voller Länge nachhören.