Der einzige Marienerscheinungsort der USA

Pilgern auf Amerikanisch

Mit Green Bay verbinden die meisten Amerikaner bislang fast ausschließlich den Nationalsport Football. Doch langsam und zunächst kaum merklich hat sich ein in dem Gebiet der 100.000-Einwohner-Stadt liegendes Marienheiligtum zu einer der meistbesuchten Wallfahrtsstätten entwickelt.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Nun muss man Vorkehrungen treffen, damit die kleine Kapelle und das dazugehörige Gelände unter dem gerade in der Ferienzeit anschwellenden Besucherstrom keinen Schaden nimmt. Denn die bestmögliche "Werbung" steht dem Pilgerzentrum noch bevor: Das Nachrichtenmagazin "Nightline" des Senders ABC stellte in dieser Woche zur besten Sendezeit das Heiligtum im Rahmen einer Dokumentation über die Bedeutung der Jungfrau Maria als Ikone des Glaubens einem Millionenpublikum vorstellen.



Herzstück des Wallfahrtsortes Champion im US-Bundesstaat Wisconsin ist die Kapelle "Unserer Lieben Frau von der Guten Hilfe" ("Our Lady of Good Help"). Sie ist das Wahrzeichen von Champion, dem einzigen kirchlich offiziell anerkannten Ort einer Marienerscheinung in den USA. Damit befindet sich die im ländlichen Nirgendwo liegende Gemeinde in der Gesellschaft so berühmter Schauplätze wie dem französischen Lourdes und Fatima in Portugal. Eine weitere Gemeinsamkeit: Auch in Champion sind die Erscheinungen schon älteren Datums. Im Oktober 1859 soll die Jungfrau Maria dreimal einer jungen Einwanderin aus Belgien, Adele Brise (1831-1896), begegnet sein.



Organisierte Bustouren

Der neue Besucherboom begann im Dezember 2010 - nach der kirchlichen Anerkennung als Marienheiligtum. In einer Jahreszeit, die in diesem Teil der USA mit fast polaren Temperaturen alles andere als einladend ist, kamen, wie die Tageszeitung "Green Bay Press-Gazette" verzeichnet, zunächst zwischen 75 und 100 Besucher täglich. Inzwischen machen sich jeden Tag zwischen 500 und 800 Menschen auf den Weg - aus fernen Teilen der USA wie Texas, aber auch aus dem Ausland. Längst finden organisierte Bustouren den Weg hierher.



Andere reisen auf denkbar einfachste Art an: Eine Pilgergruppe aus Round Lake im Bundesstaat Illinois samt Pfarrer legte kürzlich die rund 300 Kilometer bis Champion gemeinsam zu Fuß zurück. Jeder Tag, so heißt es in der Zeitung, sei hier inzwischen ein 15. August: Mariä Himmelfahrt, jenes Datum, an dem sich die kleine Kapelle früher zahlreicher Besucher erfreute - um freilich danach wieder in touristische Unberührtheit zurückzufallen.



"Wir wollen kein Zirkus werden"

Die Diözese und das für Tourismusamt des Landkreises Brown County haben inzwischen zusätzliches Personal zur Abwicklung der Besucherströme eingestellt und für die Ferienzeit rund 100 Freiwillige rekrutiert. Abseits des Feldes wurden mobile Toiletten errichtet - die was man in diesem abgeschiedenen Landstrich sonst nicht unbedingt am Straßenrand sieht. Auch über einen Erweiterungsbau der Kapelle wird inzwischen diskutiert.



Ein religiöses Disneyland oder gar die Ansiedlung von Fast-Food-Restaurants im Umland will man allerdings unter allen Umständen verhindern. "Wir wollen kein Zirkus werden", betont Bischof David Ricken; "aber wir wollen die Menschen auch nicht von einem Besuch abhalten." Es liege gerade im Interesse der Pilger, die Schönheit des Ortes zu bewahren.