Vor 450 Jahren wurde der Astronom Johannes Kepler geboren

Der Deuter des Himmels

Er gilt neben Kopernikus und Galilei als einer der Begründer der modernen Naturwissenschaften: Johannes Kepler. Ohne seine Entdeckungen wäre die Raumfahrt undenkbar. Vor 450 Jahren wurde der Astronom geboren.

Autor/in:
Silke Uertz
Sterne am Himmel / © Andrey Prokhorov (shutterstock)

Ob es um die Internationale Raumstation ISS geht oder um Satelliten - an Johannes Keplers Forschungen kommt in der Astronomie niemand vorbei. Nach seinen revolutionären Gesetzen bewegen sich die Planeten nicht auf kreisrunden, sondern elliptischen Bahnen um die Sonne. Damit präzisierte er Kopernikus' heliozentrisches Weltbild.

Dabei beließ es der Vordenker der Newtonschen Gravitationstheorie nicht und erfand Instrumente wie das Kepler Fernrohr und Techniken wie das Rechnen mit Logarithmen. Vor 450 Jahren, am 27. Dezember 1571, wurde er im schwäbischen Weil der Stadt geboren.

Er überlebte eine Pockenepidemie

Seine Familie erlebte in der Reichsstadt, aus der auch der Reformator Johannes Brenz stammt, eine wirtschaftlich schwere Zeit. Hinzu kam eine Pockenepidemie. Kepler erkrankte - und überlebte, mit geschwächter Sehkraft.

Er schaffte es aber an die Klosterschule des ehemaligen Klosters Maulbronn. Von 1589 bis 1591 studierte er Theologie am Evangelischen Stift in Tübingen und beschäftigte sich mit Mathematik und Astronomie.

Mit gerade mal 23 wurde er Lehrer an der evangelischen Stiftsschule in Graz. Dort, wo heute die Keplerbrücke, ein Denkmal im Stadtpark und das nach Zahlenmystik errichtete Schloss Eggenberg an den Astronomen erinnern, startete er mit "Mysterium Cosmographicum" 1596 seine Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Kaiserlicher Mathematiker in Prag

Durch die Gegenreformation wurde das Klima rauer. Kepler ging nach Prag, wirkte als Assistent des dänischen Astronomen Tycho Brahe und nach dessen Tod 1601 als kaiserlicher Mathematiker. Auch dank Brahes Messdaten formulierte er 1609 in "Astronomia nova" die ersten beiden Keplerschen Gesetze. Danach sind die Planetenbahnen Ellipsen, während die Sonne in einem ihrer Brennpunkte steht. Außerdem bewegen sich Planeten umso schneller, je näher sie der Sonne sind.

Nach diesen - im wahrsten Sinnes Wortes - bahnbrechenden Erkenntnissen erklärte er 1611 in "Chilias logarithmorum" das Rechnen mit Logarithmen und veröffentlichte ein Grundlagenwerk zur Optik, in dem er das astronomische oder Kepler-Fernrohr erläuterte. Im Gegensatz zu Galileis Variante sieht es nicht nur beim Objektiv eine Sammellinse vor, sondern auch beim Okular.

Die unruhigen Zeiten machten auch vor Prag nicht Halt. 1612 starb der durch den Habsburgischen Bruderzwist gebeutelte Kaiser Rudolf II., ein Freund der Wissenschaft. Kepler verließ die Stadt an der Moldau und wurde Mathematiker in Linz. In der Donaustadt beschrieb er 1619 das dritte der nach ihm benannten Gesetze. Nach dem "harmonischen Gesetz", wie er es nannte, ist die Umlaufzeit eines Planeten umso länger, je größer sein Abstand zur Sonne ist.

Seine Lehren eckten bei Katholiken und Protestanten an

Privat verlief sein Leben weniger harmonisch. In Schwaben wurde seine Mutter der Hexerei beschuldigt. Daheim in Linz plagten ihn Geldsorgen, und seine Lehren eckten bei Katholiken wie Protestanten an. Nachdem er nicht mehr am Abendmahl teilnehmen durfte, floh er nach Ulm. Dort veröffentlichte er 1627 sein letztes Werk, die "Rudolfinischen Tafeln". Die Sammlung von Daten und Regeln half später Isaac Newton beim Erstellen seiner Gravitationstheorie.

Gegen Ende seines Lebens beauftragte ihn General Wallenstein, Horoskope zu erstellen. Hierin war Kepler versiert, wurde doch damals zwischen Astrologie und Astronomie nicht scharf unterschieden. Um Außenstände von Wallenstein einzufordern, reiste er 1630 zum Reichstag nach Regensburg. Kurz darauf, am 15. November 1630, starb er mit 58 an einer Lungenentzündung. Während des Dreißigjährigen Krieges ging sein Grab in Regensburg verloren; heute erinnert dort das Kepler-Monument an den Astronomen.

Musikalisch erinnern Paul Hindemith und Philip Glass mit ihren Opern "Die Harmonie der Welt" (1957) und "Kepler" (2009) an den Gelehrten. Diesen interessierten nicht nur ferne Welten, auch für irdische hatte er Erklärungen: Er erfand eine Zahnradpumpe ähnlich einer PKW-Ölpumpe und untersuchte die Gestalt von Schneeflocken. Völlig losgelöst von der Erde bewegte er sich in seiner Kurzgeschichte "Somnium": ein Märchen über eine Fahrt zum Mond und dessen Besiedelung.


Quelle:
KNA