Der 29. Fastenimpuls

26.03.2012

 (DR)

In den letzten Wochen vor Ostern hören wir im Evangelium oft die Streitgespräche zwischen Jesus und den Juden. 80 Prozent des Johannesevangeliums sind solche Gespräche, Dialog mit Menschen. In diesen Gesprächen geht es nicht nur um die damaligen Gespräche, dass die Juden Jesus nicht verstanden haben, sondern wir hören diese Gespräche, damit unsere Zweifel an Jesus zur Sprache kommen, damit wir mit Jesus ringen "wer bist du?". Denn auch wir sind in Gefahr zu sagen: "dieser Jesus ist dieser Sohn von Maria und Josef, der ist halt ein frommer Mensch, ein religiös begabter Mensch. Aber wir können nicht verstehen, was es heißt, er ist Sohn Gottes. Und die Frage: was heißt das "er ist Sohn Gottes?". Ist das nicht eine dogmatische Aussage, die uns nichts mehr sagt? Für mich heißt Dogmatik, die Kunst, das Geheimnis offen zu lassen. Wenn wir sagen, Jesus war nichts als ein religiös begabter Mensch, dann reduzieren wir ihn auf etwas Bekanntes und dann entziehen wir uns seinem Anspruch. Wenn wir sagen: "er war Sohn Gottes", dann wissen wir noch lange nicht, wer er war und was es bedeutet, Sohn Gottes zu sein. Aber wir lassen das Geheimnis offen und wir stellen uns seinem Anspruch. Wir spüren, er hat uns etwas zu sagen, er ist ein Anspruch, der unser ganzes Leben lang uns in Bewegung hält, uns auf die Suche machen läßt - wer ist dieser Jesus wirklich? Und wer ist Gott, der sich in diesem Jesus für uns zeigt?