Jesuiten verschicken Wahlprüfsteine an Politiker

Denkanstöße für Spitzenpolitiker

Es soll eine Erinnerung an ihre demokratische Verantwortung sein. Deshalb haben die Jesuiten kurz vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen den jeweiligen Spitzenkandidaten der Parteien einen Wahlprüfstein geschickt.

Jesuiten senden Denkanstöße vor den Landtagswahlen / © Britta Pedersen (dpa)
Jesuiten senden Denkanstöße vor den Landtagswahlen / © Britta Pedersen ( dpa )

Dieser lag der ordenseigenen Publikation "JESUITEN" bei, deren aktuelle Ausgabe unter dem Titel "Die Welt - unser Haus" steht, wie die Pressestelle der Deutschen Provinz der Jesuiten am Donnerstag in München mitteilte.

In einem Brief appellieren Provinzial Pater Johannes Siebner und Chefredakteur Tobias Zimmermann an die Politiker, nicht weiter Ängste zu schüren, sondern für Kompromisse zu werben: "Das sind die Grundgestalten der demokratischen und offenen Gesellschaft."

Gedankenanstoß mitgeben

Ziel der Aktion ist es laut Mitteilung, in den letzten Wochen des Wahlkampfs den Politikern einen Gedankenanstoß mitzugeben und sie an ihre Verantwortung für die Demokratie zu erinnern. Das Schwerpunktthema der Ausgabe von "JESUITEN" setze außerdem einen deutlichen Kontrapunkt zu aktuellen politischen Bewegungen und Diskussionen.

Trotz globaler Aufbrüche und weltumspannender Zusammenhänge scheine das Nationale zurückzukehren. Die Zeichen stünden auf Abgrenzung und Abschottung, heißt es.

Die Angst um das Eigene verstelle den Blick auf das Gemeinsame, kritisieren die Jesuiten. Politische Akteure suchten dann zunächst nicht den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern nur eigene Interessen. Dies stehe im Kontrast zur Grundidee des Jesuitenordens.

Jesuiten international tätig

Die Gesellschaft Jesu sei als internationaler Orden gegründet worden; Jesuiten gingen an die Grenzen der Gesellschaft, zudem lebten sie und arbeiteten oft im Ausland.

In dem Heft gingen die Redakteure und Autoren der Universalität mit ihren Vor- und Nachteilen auf den Grund, heißt es. So setze die Ordensstruktur heute auf lokale Einheiten über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Jesuiten, die sich vorher nie gesehen hätten, fänden sich in international zusammengesetzten Lebensgemeinschaften wieder.

Im zweiten Teil der Publikation erinnert die Juristin Beatrice von Weizsäcker an das mutige Bekenntnis des Jesuiten Alfred Delp (1907-1945). Von dem von den Nationalsozialisten hingerichteten Pater stammen die Worte: "Ein Christ kann niemals Nationalsozialist sein." (KNA)

 

Quelle: