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Den Segen in die eigenen Hände nehmen

"Es muss eindeutig mehr gesegnet werden", findet Pater Bernd Hagencord.

 

Symbolbild Hoffnung, Segen / © Love You Stock (shutterstock)
Symbolbild Hoffnung, Segen / © Love You Stock ( shutterstock )

Schreibt Pater Bernd Hagencord in der Aachener Kirchenzeitung von dieser Woche.

Segen, sagt der Duden, sei "durch Gebetsworte, Formeln, Gebärden für jemanden göttliche Gnade, gewünschtes Glück und Gedeihen" erbeten.

Klingt wunderbar, oder? Klingt vor allem überhaupt nicht so, als wenn irgendetwas zwischen Himmel und Erde gegen das Segnen sprechen könnte.

Aber natürlich spricht Pater Bernd Hagenkord in der Kirchenzeitung übers Segnen, weil "der Vatikan das Segnen unlängst im Sinn des Katechismus reglementiert habe."

Dazu, also zu der Reglementierung von Segen, bei denen Kirchengitter und Autos gerne, Menschen und ihre Verbundenheit miteinander aber nur unter Bedingungen gesegnet werden sollen – ich glaube, dazu ist schon alles gesagt.

Umso konstruktiver, der Appell von Pater Bernd Hagencord, der findet: "Es muss eindeutig mehr gesegnet werden." Aber nicht nur von Bischöfen und Priestern. Nein, auch von uns.

Von jedem und jeder von uns.

Einer Kollegin fällt, während wir am Rande eines Telefonates kurz übers Segnen sprechen, der Taufspruch ihrer Tochter ein: Du sollst ein Segen sein, haben die Eltern über das Leben der Tochter geschrieben. Wenn das nicht das Kind in Segen tauchen ist, dann weiß ich leider auch nicht.

Mir aber fällt eine Szene aus einem Zug ein. Lange vor der Pandemie natürlich. Damals fuhr ich regelmäßig mit dem Regionalzug nach Köln.

Und wie das dann so ist, nach und nach lernten wir Pendler und Pendlerinnen uns kennen und bildeten kleine Cliquen.

Eine regelmäßige Pendlerin erzählte über Monate von ihrem Hausbau. Von der Sorgfalt und Umsicht der Architekten, mit der sie auf die Vorstellungen der jungen Familie eingingen, zum Beispiel:

Als es irgendwann der Einzug vor der Tür stand, erzählte die junge Frau mit leuchtenden Augen, wie schön, wie passend alles geworden sei. Und wie sehr sie sich auf die gemeinsame Zeit freue.

Spontan sage ich: "Auf Eurem Haus und Euren Plänen liegt so viel Segen."

Die Augen der jungen Frau leuchten immer noch, schimmern jetzt aber auch feucht. "Jetzt, wo Du es sagst, genauso empfinde ich es. Aber niemals hätte mich getraut das zu sagen."

Wie schade. Trauen wir uns doch einfach. Oder, um es nochmal mit Pater Bernd Hagencord zu sagen: Es muss eindeutig mehr gesegnet werden.


Quelle:
ak