Den Eisheiligen geht zunehmend die Kraft aus

Wetterphänomen verschiebt sich

Was ist dran an der "kalten Sophie"? Auch in diesem Jahr scheint es nichts zu werden mit den Eisheiligen. Der Frühsommer hält mit viel Sonnenschein das Land warm. Der Rückzug der Eisheiligen liegt auch am Klimawandel.

Autor/in:
Christoph Arens
Blätter mit Frost bedeckt / © Sarycheva Evgeniia (shutterstock)
Blätter mit Frost bedeckt / © Sarycheva Evgeniia ( shutterstock )

War es das schon mit den Eisheiligen? Dann hätten sich Mamertus, Pankratius, die "kalte Sophie" und Co. nicht an die ihnen zugewiesenen Tage im katholischen Heiligenkalender und im Bauernkalender gehalten.

Als Eisheilige werden die fünf Heiligen bezeichnet, deren Namenstage die katholische Kirche zwischen dem 11. und 15. Mai feiert. Für die kommenden Tage ist allerdings laut Deutschem Wetterdienst kein klassischer "Eisheiligen-Effekt" in Sicht. Die typischen Kälteeinbrüche scheinen auszubleiben. Zwar ist - nach einigen frostigen Nächten und auch kühlen Tagen in den vergangenen Wochen - in einigen Regionen nachts noch Bodenfrost möglich, insbesondere im Osten und Südosten. Doch auch die Nächte werden zunehmend wärmer. Und tagsüber scheint der Mai seinem Ruf als Wonnemonat gerecht zu werden.

Viel Sonnenschein

Die Meteorologen verheißen angenehme Wärme mit viel Sonnenschein. Die Temperaturen steigen tagsüber meist auf frühlingshafte 16 bis 22 Grad - bei mehr Sonne im Westen und Südwesten sogar bis 24 Grad. In den Nächten sinken die Werte auf 10 bis 4 Grad - nicht außergewöhnlich für Mitte Mai.

Eigentlich haben die besagten Heiligen gar nichts mit dem Wetter zu tun. Mammertus (11. Mai) war im fünften Jahrhundert Bischof im französischen Vienne. Pankratius (12. Mai) wurde ein Jahrhundert früher in Rom als Märtyrer hingerichtet, und Servatius (13. Mai) war im vierten Jahrhundert Bischof im belgischen Tongern. Mit dem am 14. Mai gefeierten heiligen Bonifatius ist nicht der als "Apostel der Deutschen" bekannte angelsächsische Benediktinermönch gemeint, sondern ein gleichnamiger sizilianischer Märtyrer aus dem vierten Jahrhundert. Die einzige Frau unter den Eisheiligen, die Mailänderin Sophia (15. Mai), im Volksmund als "kalte Sophie" bekannt, starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin.

Gefahr für die Ernte

Die Bezeichnung "Eisheilige" rührt daher, dass häufig an ihren Namenstagen eine Wetterperiode mit Zufuhr arktischer Meeresluft einsetzt, die als kritisch für die Landwirtschaft gilt. Hintergrund ist, dass sich im Mai der europäische Kontinent deutlich schneller aufheizt als das umgebende Meer. An der Grenze von Warm und Kalt entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. Dann droht der letzte Frost und damit eine große Gefahr für die Ernte.

Nach Angaben der Wetterforscher sind die Eisheiligen ihrem Ruf in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings immer seltener gerecht geworden: Die Kaltlufteinbrüche kamen häufiger deutlich früher. Fröste traten dabei jedoch seltener auf. Gelegentlich wurden die Eisheiligen bei Temperaturen über 25 Grad Celsius sogar zu "Schweißheiligen".

Symbolbild Thermometer / © CAT Foto (shutterstock)

Neuere Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Häufigkeit von Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai vor allem im süddeutschen Raum deutlich unter 50 Prozent liegt. Viele Experten führen die Veränderungen auch auf den Klimawandel zurück. Für Winzer, Gärtner und Obstbauern ein großes Problem: Weil sich die Blühphase von Obst, Wein und anderen Pflanzen immer weiter nach vorn verschiebt, wirken sich frostige Temperaturen um so gravierender aus.

Schafskälte und Siebenschläfer

Neben den "Eisheiligen" gibt es noch andere Witterungsereignisse, die im Jahreslauf relativ regelmäßig eintreten: etwa die Schafskälte um den 10. Juni oder der Siebenschläfertag am 27. Juni. Verkompliziert wird die Berechnung solcher Wetterphänomene allerdings durch die Gregorianische Kalenderreform von 1582, bei der Papst Gregor XIII. mehrere Tage im Kalender streichen ließ. Bei dieser Reform blieben die Heiligen-Feiertage am angestammten Datum, der Kalender insgesamt verschob sich jedoch.

Als Zäsur zwischen dem "Winterfrost" und den sommerlich warmen Tagen fanden die Eisheiligen schon im 15. Jahrhundert im "Heiligen Namenbuch" des Konrad Dankrotzheim Erwähnung: "Pancratius und dann noch wol drie und die jungfrowe Sante Sophhie - darnach let sich der sumer an."

Zahlreiche Bauernregeln befassen sich mit den frostbringenden Heiligen: "Pankratius hält den Nacken steif, / sein Harnisch klirrt vor Frost und Reif", heißt es beispielsweise ganz martialisch. Und: "Pankrazi, Servazi, Bonifazi / sind drei frostige Bazi / und am Schluss fehlt nie / die kalte Sophie".

Eisheilige

Als "Eisheilige" werden die fünf Heiligen bezeichnet, deren Namenstage die katholische Kirche zwischen dem 11. und 15. Mai feiert. Der Name "Eisheilige" rührt daher, dass häufig Mitte Mai eine Wetterperiode mit Zufuhr arktischer Meeresluft einsetzt, die alskritisch für die Landwirtschaft gilt.

Eisheilige: Gänseblümchen mit Raureif / © Stephan Rech (epd)
Eisheilige: Gänseblümchen mit Raureif / © Stephan Rech ( epd )
Quelle:
KNA