Demonstration gegen wachsende Kluft zwischen Arm und Reich

Protest auf der Kö

Demonstration auf der Luxusmeile: Mit einer überdimensionalen Holzschere haben Sozialverbände am Dienstag auf der Düsseldorfer Königsallee eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich angeprangert. Die Organisatoren beklagten, dass 11,5 Millionen Menschen in Deutschland von Armut bedroht seien.

 (DR)

An Passanten verteilten Vertreter der Nationalen Armutskonferenz (nak) und der Caritas kleine Scheren mit dem

Schriftzug: "...und wie schneidest du ab?"



Die stellvertretende nak-Sprecherin Michaela Hofmann erklärte bei der Aktion, dass insbesondere die Aufmerksamkeit der wohlhabenden Menschen für das Thema geweckt werden solle. Die Frage sei: "Was können Menschen, die über Geld verfügen, tun, damit andere Geld zum Leben haben?" So könnten Unternehmer überlegen, allen Mitarbeitern einen Lohn zu zahlen, der den Lebensunterhalt abdecke. Reiche Menschen sollten sich auch über ihren Konsum bewusst werden und fragen, ob etwa eine Tasche für 10.000 Euro nötig sei.



"Wir verstehen die Scheren als Impuls, die Armutsbekämpfung in Deutschland als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten - sie gemeinsam in die Hand zu nehmen", sagte der stellvertretende Direktor der Caritas im Erzbistum Köln, Helmut Loggen. Hofmann kritisierte, dass Armut in der Gesellschaft als selbstverschuldet wahrgenommen werde: "Das Vorurteil, wer arm ist, ist selbst schuld, stimmt nicht." Vor allem Arbeitslosen, Alleinerziehenden, Geringqualifizierten oder im sozialen Bereich Beschäftigten drohe die Gefahr, in Armut abzurutschen.



Laut nak ist jeder sechste Bundesbürger oder 14,4 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen. Die Nationale Armutskonferenz, der unter anderen der katholische Deutsche Caritasverband und das evangelische Diakonische Werk angehören, wurde im Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks gegründet.