Bischof Meier würdigt Pfarrer Kneipp und seine Gesundheitslehre

Dem "Leben wieder eine Form geben"

​Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier hat anlässlich des 200. Geburtstags von Pfarrer und "Wasserdoktor" Sebastian Kneipp dessen Lehren als zukunftsweisend gewürdigt. Die Aussagen sind demnach noch immer aktuell.

Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Seine Therapien habe er als umfassende Sorge um Leib und Seele verstanden, sagte Meier am Sonntag bei einem Festgottesdienst in Bad Wörishofen.

Viele Menschen ziehe es in die Kurstadt im Allgäu, deren Herz leer und deren Seele verödet sei: "Bei anderen wurde die lebendige Gottesbeziehung durch Überdüngung zerstört." Auch der seelische Boden von Menschen könne überschätzt werden: "Jahr um Jahr forderte man von ihnen reiche Erträge, und auf einmal sind sie ausgepumpt und können nichts mehr geben."

Aussagen noch immer aktuell

Kneipp habe verstanden, dass es mehr brauche als nur medizinische Heilmethoden, so der Bischof weiter. "Es muss ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu stärken, ihre Kraft zu erhalten; es muss das Gleichgewicht hergestellt werden zwischen Arbeit und Leben - und dem Verbrauch der Nervenkraft", zitierte Meier den Priester, der als "Wasserdoktor" bekannt wurde: "Als Pfarrer Kneipp diese Zeilen schrieb, gab es die ersten Autos, die Eisenbahn begann sich durchzusetzen, von Radio, Fernsehen und Computer keine Spur. Doch sind seine Worte aktueller denn je."

Das Leben vieler sei aus den Fugen geraten. "Unser Leben neu in Form bringen: Darum hat sich Pfarrer Kneipp gemüht. Nur wenn wir unserem Leben wieder eine Form geben, gewinnen wir Format", betonte der Bischof. Dies gelte nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für Europa. So sei zu prüfen, ob die Währung der Werte auf dem Kontinent noch stimme. "Der ökonomische Wohlstand ist nicht alles. Wir brauchen ein soziales Europa - gerade in der Zeit nach Corona", forderte Meier. Entscheidend sei, ob es Christen gelinge, eine Kultur des Lebens aufzubauen.

Würdigung auch Seitens der Politik

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) würdigte Kneipp. Zu Ehren des Pfarrers werde er einen Raum im Ministerium nach ihm benennen, kündigte Holetschek an. "Er war ein Pionier auf dem Gebiet der Naturheilkunde, ein Visionär der Prävention und Gesundheitsvorsorge. Diese Idee hat er nicht nur selbst gelebt, sondern auch in die Welt hinausgetragen." Gleichzeitig will der Minister bei der Behandlung von Corona-Langzeitfolgen auch Naturheilverfahren wie die Kneipp-Therapie in den Blick nehmen.

Kneipp lebte vom 17. Mai 1821 bis 17. Juni 1897. In Bad Wörishofen entwickelte er maßgeblich seine ganzheitliche Gesundheitslehre. Sie basiert auf fünf Säulen: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung, also Ausgeglichenheit der Seele. Kneippen gehört mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland.


Statue von Sebastian Kneipp am 15. März 2021 in Bad Wörishofen / © Christopher Beschnitt (KNA)
Statue von Sebastian Kneipp am 15. März 2021 in Bad Wörishofen / © Christopher Beschnitt ( KNA )
Quelle:
KNA
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