Mozarts Requiem in der Vorstellung

Dem Grauen Klang geben

Der noch keine 36 Jahre alte Wolfgang Amadeus Mozart starb während der Entstehung der Totenmesse. Bis heute ranken sich zahllose Mythen um das Werk – dadurch wird die großartige Musik des Requiems bisweilen zu wenig gewürdigt. Das unvollendet gebliebene Werk ist bis heute die wohl berühmteste Vertonung eines Requiems.

Der Tod als Schrecken / © Mathias Peter
Der Tod als Schrecken / © Mathias Peter

Zudem regen die mysteriösen Umstände der Entstehung der Komposition die Phantasie der Menschen an. Mozarts früher Tod, die Konkurrenz zu Antonio Salieri, Geldprobleme und ein geheimnisvoller grauer Bote sind die Zutaten für eine gute Geschichte. Die moderne Musikwissenschaft hat viele der Mythen um die Entstehung längst entschärft.

Mozart war zum Beispiel längst  nicht so verarmt wie es lange dargestellt wurde. Er verdiente zu dieser Zeit wie Joseph Haydn zu seinen besten Zeiten. Dass er relativ wenig Bargeld hinterließ, lag daran, dass er seine Schulden am zurückzahlen war.

Antonio Salieri war wohl auch nicht sein Meuchelmörder. Er war zwar tatsächlich ein Konkurrent zu Mozart, aber vergiftet hat er ihn sicher nicht, zumal Salieri zu diesem Zeitpunkt schon längst eine bessere Anstellung am Hof hatte als Mozart. Der gleiche Salieri spielte übrigens später anstandslos unter der Leitung von Ludwig van Beethoven im Orchester, ohne dem Bonner Komponisten nach dem Leben zu trachten. Den geheimnisvollen grauen Boten hat es aber tatsächlich gegeben, aber es war wohl ein Mittelsmann des Grafen Walsegg, der damals Werke von Komponisten kaufte, um sie später als seine eigenen auszugeben.

Wenn irgendjemand Schuld am Tod Mozart hatte, dann waren es wohl die unwissenden Ärzte, die vor allem durch einen großen Aderlass den Komponisten so sehr schwächten, dass er an seinen chronischen Krankheiten und einer akuten Lungenentzündung 1791 verstarb. Während er noch am Requiem arbeitete, verschlechterte sich kontinuierlich der Zustand von Mozart, so dass die Eindringlichkeit der Musik sicher auch daher rührt, dass er spürte, dass sein Leben akut bedroht war. In diesem Sinne komponierte Mozart das Requiem für sich selbst.

Zurück blieb nach seinem Tod die Witwe Constanze mit den Kindern ohne festes Einkommen. Auch wenn Mozart zum Zeitpunkt seines Todes nicht so arm war, wie das lange behauptet wurde, musste das Requiem fertiggestellt werden, war es doch eine Auftragsarbeit. Doch beträchtliche Teile fehlten oder waren nur skizzenhaft entworfen. Constanze gab die Noten an zwei Schüler ihres Mannes.

Franz Xaver Süßmayr ergänzte die fehlenden Teile aus den Skizzen Mozarts, doch das Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und die Communio fehlten komplett. Süßmayr komponierte diese Teile im Geiste Mozarts so gut er konnte aus, bei der Communio griff er zu einem Trick und legte unter die bereits fertige Musik des Introitus einfach den lateinischen Text der Communio. Allerdings griff er auch in die Originalnoten Mozarts ein und korrigierte einiges. Trotz gewisser Mängel wird heute meistens diese Version aufgeführt.

Auch wenn das Requiem unvollendet blieb, ist es vor allem die musikalische Qualität und die dramatische Wucht, die es bis heute zu einer ganz besonderen Vertonung der katholischen Totenmesse macht.

(Erstsendedatum: 25.10.2015, Wiederholung: 23.10.2016)