Debatte um Vatikan-Brief zu Reformen hält an

Kritik vom Papst

Der Brief aus dem Vatikan sorgt weiter für Diskussionen. Nicht alle wollen das Stoppsignal für ein wichtiges Element der Kirchenreformen in Deutschland so akzeptieren. Und jetzt legt auch noch der Papst selbst nach.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Papst Franziskus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Nach dem Nein aus dem Vatikan zu einem zentralen kirchlichen Reformelement in Deutschland hält die Diskussion an.

Hinzu kommt nun noch direkte Kritik von Papst Franziskus am Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche. "Die deutsche Erfahrung hilft nicht", sagte er in einem am Mittwoch verbreiteten Interview der Nachrichtenagentur AP.

Papst Franziskus mit Stock / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus mit Stock / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Es sei nur dem Namen nach ein synodaler Weg, so Franziskus weiter, aber "keiner, an dem das Volk Gottes als Ganzes beteiligt ist, sondern einer, der von einer Elite veranstaltet wird". Zwar habe der Prozess an der Basis begonnen, sei dann aber elitär geworden, befand das Kirchenoberhaupt. Das Ziel müsse immer die Einheit sein.

Bischof Feige sieht kein Stoppschild

Unterdessen sieht sich Magdeburgs Bischof Gerhard Feige trotz des Briefs aus Rom nicht daran gehindert, in seinem Bistum dennoch einen Synodalen Rat als Beratungs- und Entscheidungsgremium einzurichten.

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, am 20. Januar 2021 vor der Kathedrale Sankt Sebastian in Magdeburg / © Dominik Wolf (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, am 20. Januar 2021 vor der Kathedrale Sankt Sebastian in Magdeburg / © Dominik Wolf ( KNA )

"In dem Brief steht, weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz könnten so einen Rat einsetzen. Aber da steht nichts davon, dass ein Bischof es nicht selbst machen könnte", sagte Feige am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Dabei wies er auf eine Formulierungslücke im Brief aus dem vatikanischen Staatssekretariat hin, in dem es ja darum gehe, die Autorität des einzelnen Bischofs nicht zu untergraben. Das Schreiben erteilt der geplanten Errichtung eines bundesweiten Synodalen Rates, der Laien mehr Mitbestimmung einräumt, eine Absage. Gleiches gelte für ähnliche Gremien auf Pfarrei- oder Bistumsebene. Konkret heißt es da: "Wir möchten klarstellen, dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den 'Synodalen Rat' auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten."

Damit schränkt der Vatikan Spielräume für Kirchenreformen in Deutschland ein. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kündigte an, trotzdem an den Plänen festzuhalten.

Gregor Maria Hoff / © Harald Oppitz (KNA)
Gregor Maria Hoff / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Theologe Gregor Maria Hoff kritisierte in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de: "Man will die bischöflichen Kompetenzen schützen, beschneidet sie aber, indem man den deutschen Bischöfen untersagt, von ihrer apostolischen Autorität in der Weise Gebrauch zu machen, dass man sie an Beratungen und Entscheidungen im Volk Gottes koppelt." Einen "Eingriff in die apostolische Souveränität der Bischöfe" nehme daher Rom vor und nicht der Synodale Weg. Der Vorgang mache einen inneren Widerspruch von Macht und Autorität in der römisch-katholischen Kirche "scharf", so Hoff weiter.

Schreiben habe zu Klärung beigetragen

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte auf KNA-Anfrage: "Aus meiner Sicht stand nie in Zweifel, dass ein möglicher Synodaler Rat selbstverständlich nur innerhalb des bestehenden und verbindlich geltenden Rechtsrahmens und auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet werden kann." Sonst hätten dem Beschluss dazu auch nicht mehr als zwei Drittel aller Bischöfe zugestimmt. Das römische Schreiben rufe aber noch einmal in Erinnerung, "wie bedeutsam es in diesem ganzen Prozess ist, offene Fragen zu klären, insbesondere kirchenrechtlicher Art", so Overbeck.

Weihbischof Herwig Gössl / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Herwig Gössl / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Übergangsleiter des Erzbistums Bamberg, Weihbischof Herwig Gössl, erklärte, das Schreiben habe zu einer Klärung beigetragen: "Die Arbeit eines Synodalen Ausschusses wird damit nicht verboten, wohl aber in klare Schranken verwiesen, die jedoch bereits durch die Satzung des Synodalen Weges selbst vorgezeichnet sind."

Die konservative Initiative "Neuer Anfang" verlangte unterdessen einen "sofortigen Stopp des Synodalen Ausschusses". Und das "Forum Deutscher Katholiken", das sich als lockerer Zusammenschluss papst- und kirchentreuer Gläubiger versteht, dankte denjenigen, die durch ihre Anfrage in Rom "diese Klarstellung herbeigeführt haben". Wie dem aktuellen Schreiben zu entnehmen ist, wandten sich im Vorfeld die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln (Woelki), Eichstätt (Hanke), Augsburg (Meier), Passau (Oster) und Regensburg (Voderholzer) an Rom und fragten, ob sie an einem "Synodalen Ausschuss" teilnehmen müssten und ob sie teilnehmen dürften.

Was wurde bei der vierten Synodalversammlung beschlossen?

Insgesamt berieten die gut 200 Delegierten der vierten Synodalversammlung über 8 Papiere, ursprünglich waren 14 vorgesehen. Vier Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet; einer scheiterte an einer Sperrminorität von Bischöfen. Drei Texte standen in Erster Lesung zur Debatte und sind deswegen noch nicht beschlossen, auch wenn die jeweiligen Abstimmungsergebnisse Rückschlüsse auf die grundsätzliche Akzeptanz der jeweiligen Anliegen erlauben.

Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Abstimmungsgerät bei der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA