Debatte über AfD und Islam geht weiter

"Auch Jesus war ein Flüchtling"

Auch am Wochenende vor dem Katholikentag in Leipzig haben sich wieder führende Kirchenvertreter zum Umgang mit der AfD und mit dem Islam geäußert. Wer sich auf christliche Werte berufe, müsse diese auch leben, hieß es.

Wahlplakat der AfD / © Arne Dedert (dpa)
Wahlplakat der AfD / © Arne Dedert ( dpa )

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige und die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, grenzten sich deutlich von selbst ernannten Verteidigern des christlichen Abendlands ab.

Es sei kurios, "sich vehement auf das christliche Abendland zu berufen und dabei nicht Menschenwürde, Solidarität und Mitleid zu meinen, sondern auf massive Ab- und Ausgrenzung von anderen zu setzen", sagte Feige der "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag). Die "AfD, sofern sie sich auf christliche Werte beruft, muss auch dessen gewärtig sein, dass Jesus ein Jude und ein Flüchtling war", ergänzte Junkermann.

Ehrliche Diskussionen nötig

Zur Frage, ob die Integration der Flüchtlinge in Deutschland gelingen werde, sagte Junkermann: "Für viele von ihnen ist ja gerade der demokratische Westen, das christliche Abendland ein erstrebenswertes Ziel. Sie erleben auch, wie streitbar eine Demokratie ist." Und Feige bekräftigt, beide Seiten müssten sich bewegen: "Dabei brauchen wir Leitlinien und eine ehrliche Diskussion. Falsch verstanden wäre die Erwartung, dass die muslimischen Ankömmlinge bald Schweinefleisch essen und deutsche Volkslieder singen."

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sprach sich gegen eine pauschale Einordnung aller AfD-Anhänger als Nationalisten aus. Nach seiner Einschätzung gehe es "nicht bei allen in die Richtung einer nationalistischen Engführung", sagte Neymeyr der "Thüringischen Landeszeitung" (Samstag). Er verurteilte zugleich Nationalismus und unterschied ihn vom Patriotismus. "Nationalismus ist die Begrenzung auf die eigene Nation. Wer nicht dazu gehört, soll sehen, wo er bleibt", so Neymeyr: "Das ist mit dem Katholizismus nicht vereinbar."

Mehr Sachlichkeit

Unterdessen rief der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zu mehr Sachlichkeit in der Islam-Debatte auf. "Dass Muslime zu uns gehören, als Menschen, die hier leben, ist völlig klar", sagte Bode der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Beim Bau von Moscheen warb der Bischof um Toleranz. Dazu könne auch ein Minarett gehören.

Man dürfe den Islam in der politischen Debatte nicht dämonisieren, betonte Bode: "Ich fürchte nur einen Islam, der in einer fundamentalistischen Weise den Koran auslegt und andere Religionen für sich vereinnahmen will." Ungeachtet dessen müsse sich die säkulare Gesellschaft in Deutschland intensiver mit dem Islam als Religion und Kultur auseinandersetzen "um ihn tiefer zu verstehen."

Die Kirche trete für islamischen Religionsunterricht ein, mit ordentlichen Lehrplänen wie im christlichen Religionsunterricht. Das friedliche Miteinander der Religionen sei "bereichernd, dazu müssen wir beitragen". Sonst empfinde die säkulare Gesellschaft Religion oft nur als Ursache von Feindseligkeiten, warnte der Bischof: "Freilich muss jede Religion mit einem freiheitlichen Staat leben können."


Quelle:
KNA