Debatte geht weiter

 (DR)

Die Diskussion über den Umgang mit den Pegida-Demonstrationen ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") hält an. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hat vor einer Dämonisierung der antiislamischen "Pegida"-Bewegung gewarnt. "Es gilt, Ängste abzubauen und mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen. Es bewirkt nichts, wenn wir pauschal diejenigen verteufeln, die da demonstrieren», sagte der bayerische Landesbischof der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Man müsse sich mit ihnen auseinandersetzten und klarmachen: "Christen sollten alles tun, damit Flüchtlinge gut behandelt werden."

Ins Gespräch kommen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hat sich dagegen ausgesprochen, die Kundgebungen pauschal zu verurteilen. Man müsse zwar mit den Demonstranten ins Gespräch kommen, sich aber auch dagegen wenden, dass andere Menschen abgewertet werden, sagte der CSU-Politiker am Montag im Deutschlandfunk.

Auf den Demonstrationen werde offenbar Stimmungen gegen Muslime geschürt, auch wenn das im Positionspapier der Pegida anders stehe. Unter Bezugnahme auf den Namen der Gruppe fragte Glück: "Was heißt denn Islamisierung, was ist damit gemeint? Ist damit gemeint: die Angst vor gewalttätigem Islam? Dann ist die Angst berechtigt." Aber die Islamisierung sei auch eine Bedrohung für die Muslime selbst. Niemand dürfe Muslime mit Gewalttätern gleichsetzen.

Argumente statt Verurteilungen

Der Vorsitzende des höchsten katholischen Laiengremiums in Deutschland warnte aber auch vor falschen Solidarisierungen. Statt die Demonstranten pauschal zu verurteilen, müssten sich ihre Kritiker argumentativ mit ihnen auseinandersetzen. "Ich glaube, es geht nur so, dass wir uns thematisch auseinandersetzen und damit auch eine Differenzierung hineinbringen", sagte Glück. Auch er wolle mit den Demonstranten reden und versuchen, herauszufinden, worum es ihnen wirklich gehe.

Vorwürfe, auch die CSU trage zu einer Verunsicherung der Menschen bei, etwa durch die Kampagne "Wer betrügt, der fliegt" gegen Sozialhilfebetrüger aus Rumänien und Bulgarien und die Forderung, dass auch in Migrantenfamilien deutsch gesprochen werden müsse, wies Glück zurück: "Da wird jetzt versucht, etwas parteipolitisch zu instrumentalisieren."

Solidarität mit Syrien

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warf der SPD vor, falsch auf die Proteste zu reagieren. "Ausgrenzung hilft hier nicht weiter, das stärkt solche Bewegungen nur. Jeder hat das Recht zu demonstrieren", sagte er der "Bild"-Zeitung (Montag). Es sei Aufgabe der Politik, den Demonstranten klarzumachen, dass es sich bei den Flüchtlingen nicht um Fanatiker und auch nicht um Wirtschaftsflüchtlinge handle, sondern um gefolterte, schwer traumarisierte Kriegsopfer. "In und um Syrien entscheidet sich gerade, ob elf Millionen Flüchtlinge diesen Winter überleben. Das sind keine Terroristen. Denen müssen wir helfen", so der Minister.

(Quelle: dpa, KNA)