Das Problem an "1000 Jahre deutscher Geschichte"

 (DR)

Neben seiner kritisierten "Vogelschiss"-Aussage hat der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland in seiner Rede auch von "über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte" gesprochen. Diese Zahl erinnert an das Vokabular der Nationalsozialisten, die Deutschland als "Tausendjähriges Reich" bezeichneten. Schon vor Hitlers Machtübernahme 1933 bezogen sich völkisch-konservative Nationalisten der Weimarer Republik verstärkt auf die angebliche Gründung eines deutschen Staatswesens im 10. Jahrhundert.

Im 19. und Teilen des 20. Jahrhunderts war die Auffassung verbreitet, mit der Wahl von Heinrich I. zum König der Ostfranken im Jahr 919 sei ein deutsches Reich gegründet worden. Er einte Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben sowie Lothringen und begann mit der Osterweiterung des Reiches. Dies nutzten NS-Größen propagandistisch aus.

Das Heilige Römische Reich (später mit dem Zusatz: Deutscher Nation), ein loser Verbund vieler Einzelterritorien teils von Friesland bis nach Mittelitalien, dauerte von der Krönung von Heinrichs Sohn Otto zum Kaiser im Jahr 962 bis 1806. Das Deutsche Reich als Nationalstaat entstand 1871. (dpa/Stand 04.06.2018)