Das Priesterjahr geht in die Zielgerade

Vom heiligen Pfarrer von Ars bis zu Rambo

"Den Wert der Mission der Priester in der Kirche und der Welt" wieder stärker ins Bewusstsein rufen, sagte der Papst am 19. Juni 2009. Damals eröffnete er das Priesterjahr. In der gegenwärtigen Debatte über Priesteramt und Zölibat angesichts zahlreicher Missbrauchsfälle sind seine Worte Papst Benedikts XVI. von ungeahnter Aktualität.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Ob Lehrer, Ingenieure oder Apotheker - Imagepflege und Nachwuchsförderung sind mittlerweile für nahezu alle Berufsverbände eine Selbstverständlichkeit. Das im vergangenen Sommer von Papst Benedikt XVI. ausgerufene internationale Priesterjahr hat dieses Modell in abgewandelter Form auch für Geistliche übernommen. Denn auch Berufungen fallen nicht immer vom Himmel, sondern brauchen ein günstiges geistiges Klima. Darauf machte der Papst zuletzt in seiner Botschaft zum regionalen Weltjugendtag am 28. März aufmerksam. Er rief die Jugendlichen auf, für Berufungen aufgeschlossen zu bleiben. Als Leitbild wählte das Kirchenoberhaupt den heiligen "Pfarrer von Ars", den französischen Priester Jean-Marie Vianney (1786-1859).

Doch worin besteht diese Mission heute? Was macht das Priesteramt aus? Wie sollen sich Geistliche zu Gesellschaft und Kultur stellen? Wie steht es um den Zölibat? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein theologischer Studientag in Rom. Vor rund 600 Priestern aus aller Welt sprachen unter anderem der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Claudio Hummes, und der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Hummes bekräftigte, dass die Ehelosigkeit ein Geschenk Gottes sei. Müller rief die Priester auf, sich als "Anwälte des Lebens" zu verstehen und gegen wirtschaftlichen Egoismus, Abtreibung und Euthanasie einzutreten. Die drastischste Beschreibung des Anforderungsprofils für Priester hatte allerdings einige Zeit zuvor schon der Sekretär der Kleruskongregation, Erzbischof Mauro Piacenza, geliefert: Der geistliche Herzmuskel eines Priesters müsse von der geballten Kraft eines Rambo sein, sagte der italienische Kirchenmann.

Organisator des Studientages über das Thema des Priesterjahres "Treue Christi, Treue des Priesters" war die römische Kleruskongregation. Diese für die Priester in der Weltkirche zuständige Kurienbehörde organisiert auch das Priesterjahr von vatikanischer Seite. Hauptsächlich wird die Initiative jedoch von den nationalen Bischofskonferenzen, den Diözesen und Pfarreien getragen. Die Kleruskongregation leistet Hilfestellungen und bündelt die Informationen aus aller Welt auf der Internetseite www.annussacerdotalis.org.

Höhepunkt Messe im Petersdom
Die Kongregation selbst zeigt sich zufrieden mit der Resonanz auf das Priesterjahr. Fünf der gut 20 Mitarbeiter sind hier gegenwärtig mit dem Aktionsjahr beschäftigt. Sie bereiten unter anderem das nächste Großereignis in Rom vor: Das internationale Priestertreffen zum Abschluss der zwölf Monate im Zeichen des Pfarrers von Ars vom 9. bis zum 11. Juni. Als Höhepunkt ist am 11. Juni eine Messe mit Papst Benedikt XVI. im Petersdom vorgesehen.

Das Priesterjahr soll auch junge Männer für diesen kirchlichen Lebensweg begeistern. Nach der jüngsten Statistik des Heiligen Stuhls ist die Zahl der Priester 2008 gegenüber dem Vorjahr weltweit leicht angestiegen, auf rund 409.000. Vor allem die Priesterseminare in Afrika, Asien und Ozeanien erfreuen sich eines großen Zulaufs. In Europa hingegen gab es im vergangenen Jahr 4,3 Prozent weniger Priesteramtskandidaten.

Aktionen, Statistiken und Großveranstaltungen sind jedoch nur die Außenseite des Priesterjahres. Das, worum es letztlich geht, vollzieht sich oft eher im Stillen: Es sind persönliche Ermutigungen zum priesterlichen Dienst, wie jene, über die Papst Benedikt XVI. zu Beginn des Priesterjahres berichtete: "Ich selbst trage noch die Erinnerung an den ersten Pfarrer im Herzen, an dessen Seite ich meinen Dienst als junger Pfarrer ausübte: Er hinterließ mir das Beispiel einer rückhaltlosen Hingabe an seine seelsorgliche Aufgabe bis zu seinem Tod."