Das oberste katholische Laiengremium trifft sich in Würzburg

"Glück war ein Glücksfall"

Es ist die letzte Vollversammlung von Alois Glück an der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Glück wird nicht leicht zu ersetzen sein, meint Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung.

Autor/in:
Christian Wölfel
Alois Glück (dpa)
Alois Glück / ( dpa )

"Glück war ein Glücksfall", sagt der Kirchenbeobachter. Innerhalb des Laiengremiums sieht er zwei Lager, die einen wollen vorallem politisch in die Gesellschaft, die anderen eher innerkirchlichen wirken und nicht länger "Gemeindeschafe" sein, so Drobinski im domradio.de-Interview. Die ZdK-Mitglieder wollen bei ihrem Treffen unter anderem die Weichen für eine mögliche Doppelspitze nach dem Ende der Amtszeit von ZdK-Präsident Alois Glück im Herbst stellen.

Doppelspitze und Dialogprozess

Es ist fast schon ein Finale für Alois Glück, wenn sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) heute und Samstag in Würzburg trifft. Denn im Herbst wird die oberste Laienvertretung einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin des 75-jährigen CSU-Politikers als Präsidenten wählen - vielleicht auch zwei, Mann und Frau. Dazu liegt den rund 230 Mitgliedern des Gremiums ein Antrag vor.

Der Jugenddachverband BDKJ sowie mehrere Vertreter verschiedener Diözesanräte, etwa aus Berlin, Köln, Münster und Paderborn, wollen eine weiblich-männliche Doppelspitze. Damit sollen Frauen in Leitungspositionen weiter gestärkt werden. Schon seit zwei Jahren sind alle Wahlämter des ZdK, die nicht nur durch eine Person wahrgenommen werden, paritätisch besetzt, etwa im Präsidium oder im Hauptausschuss. Doch es geht den Antragstellern auch um das Verteilen von Verantwortung auf mehrere Schultern. Denn das Präsidentenamt ist ein Ehrenamt.

Nebenbei an der ZdK-Spitze nicht möglich

Die Belastung ist nicht zu unterschätzen. "Das Amt lässt sich mit einer normalen Berufstätigkeit schon zeitlich nicht vereinbaren", sagte Alois Glück selbst in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das engt den Kreis der infrage kommenden Personen ziemlich ein." Unabhängig von dem Antrag, dem eher geringe Erfolgschancen eingeräumt werden, ist derzeit eine Findungskommission damit beschäftigt, mögliche Kandidaten zu sondieren. Ein Favorit ist noch nicht auszumachen.

Zuvor aber will das ZdK inhaltlich Akzente setzen. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat als Würzburger ein Heimspiel, wenn er über das Thema "Jüdisches Leben in Deutschland - gerade heute" sprechen wird. Außerdem werden Schuster und Glück am Freitag gemeinsam an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnern. Die lokale Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) hat dazu einen Schweigemarsch organisiert.

Laien diskutieren Anschluss des Dialogprozesses

Spannend könnte die Debatte der Mitglieder am Samstag werden, wenn es um die Zukunft des nach dem Missbrauchsskandal 2010 gestarteten Gesprächsprozesses mit der Deutschen Bischofskonferenz geht. Der Abschluss des Projekts wird im Herbst in Würzburg sein. Die Stadt am Main ist gewissermaßen historisch vorbelastet, endete doch vor genau 40 Jahren die Würzburger Synode, auf der Bischöfe und Laien gemeinsam über die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965) in Westdeutschland debattierten. Noch ist völlig unklar, was die Ergebnisse des Dialogprozesses sind.

Glück hofft, dass Themen benannt werden, an denen weitergearbeitet werden müsse. Die Form dafür müsse noch gefunden werden. "Es darf jetzt nicht so einfach auslaufen", sagte der ZdK-Präsident unlängst "Radio Vatikan". Wobei er die "ziemlich entspannte Atmosphäre" würdigte, die inzwischen auch bei der Behandlung kontroverser Themen herrsche.

Eine erneute Nationalsynode, wie sie mancherorts gefordert wird, schließt Glück derzeit aus. Allein die Prozedur einer Genehmigung durch Rom würde Jahre dauern. Sollte jedoch Papst Franziskus tatsächlich die Aufgaben zwischen dem Vatikan und den Ortskirchen neu verteilen, dann "stellt sich die Frage nach einer Synode neu", so der ZdK-Präsident in einem Interview mit KNA.


Quelle:
KNA