Das neue Oberhaupt der Unierten in der Ukraine ist erst 40

Junges Blut in alter Kirche

Der jüngste Bischof machte überraschend das Rennen: Der erst 40 Jahre alte Weihbischof Swjatoslav Schewtschuk ist neues Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine. Papst Benedikt XVI. bestätigte dessen Wahl durch eine in Lviv (Lemberg) tagende Bischofssynode am Freitag umgehend.

Autor/in:
Oliver Hinz
Mit 40 Jahren am Ziel: Weihbischof Swjatoslav Schewtschuk (KNA)
Mit 40 Jahren am Ziel: Weihbischof Swjatoslav Schewtschuk / ( KNA )

Ein solch junges Oberhaupt hatte die ukrainische Kirche seit mehr als 100 Jahren nicht mehr - ja der neue Großerzbischof von Kiew-Halytsch hat gar erst gerade das Mindestalter für das Amt erreicht.



Schewtschuk bringt für den Vorsitz der auf drei Kontinenten präsenten Kirche - unter anderen - eine wichtige Voraussetzung mit:  Als bisheriger Apostolischer Administrator der argentinischen Diözese kennt er die Diaspora im Ausland. Rund die Hälfte ihrer Bischöfe und Exarchen haben ihren Sitz außerhalb der Ukraine, in anderen europäischen Ländern, in Amerika oder Australien. Der aus der Westukraine stammende Schewtschuk spricht zudem fünf Fremdsprachen.



Auch die Arbeit des Kirchenoberhauptes kennt er bereits bestens: Von 2002 bis 2005 arbeitete er als Sekretär des bisherigen Großerzbischofs, Kardinal Lubomyr Husar (78). Obwohl eigentlich auf Lebenszeit gewählt, hatte dieser den Kirchenvorsitz mit Zustimmung von Papst Benedikt XVI. Anfang Februar niedergelegt. Denn wegen einer schweren Augenkrankheit ist er in den vergangenen Jahren nahezu erblindet. Für die ukrainische Kirche ist es ein Novum, dass ein Oberhaupt noch zu Lebzeiten seines Vorgängers gewählt wird.



Ukrainische Kirchenkenner hatten im Vorfeld des Konklaves ein halbes Dutzend Anwärter für das Leitungsamt genannt - nicht jedoch Schewtschuk. Als aussichtsreiche Kandidaten galten stattdessen der Interimsleiters der Kirche, Erzbischof Ihor Vozniak (58) von Lviv, und der Sekretär der Bischofssynode, Weihbischof Bogdan Dzjurach (44). Letzterer lag auch bei einer nichtrepräsentativen Internet-Befragung des ukrainischen katholischen Informationsdienstes RISU vorn.



Beim Konklave in einem abgeschirmten Exerzitienhaus hatte zunächst an drei Tagen in Folge in insgesamt zwölf Wahlgängen kein Kandidat eine Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten. Bei der Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen genügte am Donnerstag laut Statut die einfache Mehrheit. Das eigentlich streng geheime Wahlergebnis sickerte noch am selben Tag in die Medien. Dabei hatten alle an der Wahlversammlung beteiligten 40 Bischöfe sowie ihre Hilfskräfte zum Auftakt beeiden müssen, das Resultat nicht preiszugeben.



Die wohl schwierigste Aufgabe des neuen Oberhaupts wird sein, einen Ausweg aus einem lange schwelenden Konflikt mit der russisch-orthodoxen Kirche zu finden. Dieser Streit gilt als einer der größten Stolpersteine in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Moskauer Patriarchat. Die Orthodoxen werfen der griechisch-katholischen Kirche vor, sie habe ihr vor 20 Jahren gewaltsam Sakralbauten entrissen. Husar hat dies stets bestritten. Scharf protestierten die Orthodoxen auch gegen die vor einigen Jahren erfolgte Ausweitung der Kirchentätigkeit auf die Ostukraine.  Mancherorts verhinderten sie mit Unterstützung von Politikern die Errichtung von griechisch-katholischen Kirchen.



Von besonderer Symbolik ist da, dass Schewtschuk an diesem Sonntag als erstes Oberhaupt der Kirche seit dem 17. Jahrhundert in Kiew in sein Amt eingeführt wird - und nicht wie bislang in der westukrainischen Hochburg der Kirche, Lviv. Die noch im Bau befindliche Hauptstadt-Kathedrale am Ufer des Dnepr steht dafür, dass sich die Kirche weder von den Orthodoxen noch von der Regierung an den Rand drängen lassen will. Für die Inthronisierungsfeier wurden eigens die Baugerüste aus der Kathedrale getragen.