oder: "das hätten wir abgehakt" gefällt mir nicht

Das Leben als Todo-Liste?

"Mach das zügig, dann hast du das schon abgehakt", sagt eine ältere Frau beim Sport zu einer Frischschwangeren und meint irgendwelche Untersuchungen für Mutter und Kind. Die junge Frau nickt. Mir ist unbehaglich. Ich mache meine Übungen und frage mich weshalb eigentlich?

Löffel / © Lourdes Cardenal
Löffel / © Lourdes Cardenal

Das Leben als Liste anzusehen ist schwer in Mode. Seit dem Film "The bucket list", in dem sich ein  Milliardär und ein Mechaniker  auf der Krebsstation treffen. Dem Mechaniker trug einst sein Philosophieprofessor auf, eine "Löffelliste" zu schreiben. Eine Liste mit allem, was man tun will, bevor man den Löffel abgibt.

Im Kino fand ich die Idee sehr inspirierend. Da war ich wohl nicht alleine. Denn mittlerweile kommt mir die "Löffelliste" all überall entgegen. Hunderte Youtuber und Blogger haben ihre eigenen Listen geschrieben, rufen auf, das selber auch zu tun. In Jugendbüchern finde ich sie. Und in Liebesromanen natürlich auch.

Irgendwas nervt. Aber ich weiß nicht was. Denn: nichts ist falsch daran, sich über seine Prioritäten klar zu werden, darüber was wichtig ist und was nicht.

Unterdessen bin ich am Schreibtisch angekommen. Ich habe ein paar Stunden Zeit, während mein Mann das Geburtstagsgeschenk vom Jüngsten, seine Gäste ins Fußballstadion zur Lieblingsmannschaft einzuladen, einlöst. Ich arbeite unterdessen Punkte von meiner Samstagsliste ab.

Und plötzlich weiß ich, was mich nervt. Mein Leben ist keine Liste von endlosen Dingen, die getan werden müssen, die ich hinter mich bringe. Abhake. Die Zettel, die aus der Schule kommen, Elternabende, Kuchen backen für den Tag der offenen Tür. Die nächste Sendung, die nächste Kolumne. Die Geburtstage der Kinder. Die Eltern so oft fürchten. Und erleichtert abhaken.

Und auch eine Schwangerschaft ist doch keine Liste zum abhaken. Abhaken klingt nach hinter sich bringen. Ich will mein Leben nicht hinter mich bringen. Nicht mit Löffelliste und nicht ohne. Ich will mein Leben leben. Es ist das einzige, das ich habe.

Nein, ich klapp nicht den Computer zu und geh spazieren, damit ich das Leben vor lauter Arbeit nicht verpasse. Ich liebe es zu schreiben, also schreibe ich diese Kolumne zu Ende. In Ruhe.

Aber während ich anschließend die Pommes in den Backofen schiebe, schwöre ich mir, mit dem Abhaken aufzuhören. Die kleine Horde ausgehungerter 12jähriger, die aufgekratzt vom Spiel kommt, ist kein Punkt auf meiner Todo-Liste.

Sondern einer der vergnüglichsten Abende, die ich seit langem hatte.