Jordanien – Königreich der Haschemiten

Das Heilige Land jenseits des Jordans

Einst hütete der Stamm der Haschemiten die heilige Stadt Mekka, seit nunmehr rund 100 Jahren regieren sie ihr Königreich Jordanien. Von alters her ist Jordanien Teil des Heiligen Landes und heute ein stabiler Staat inmitten der Krisenregion Nahost.

 (DR)

Der Nahe Osten macht Schlagzeilen – Jordanien nicht. Und doch spielt Jordanien, das haschemitische Königreich, eine gewichtige Rolle. Als es um die Beruhigung der sehr bedrohlich gewordenen Lage auf dem Jerusalemer Tempelberg ging, vermittelte Jordanien eine Lösung des Konflikts. Wenn es um eines der größten Flüchtlingslager in der Krisenregion geht, muss Jordanien genannt werden. In Zaatari im Norden des Landes an der Grenze zu Syrien sollen inzwischen 1,5 Millionen Menschen leben. Die Bevölkerung von Jordanien selbst beträgt 6,7 Millionen Menschen.

"Wir haben aus dem Arabischen Frühling in Ägypten gelernt."

Wenn es dagegen um Reisen deutscher Pilger ins Heilige Land geht, dann spielt das Land meist keine Rolle. Auf die Frage, warum das wohl so sei, antwortet Erzbischof Maroun Lahham, katholischer Patriarchalvikar für Jordanien, mit einer Gegenfrage: "Warum sind wohl die Päpste, die das Heilige Land besucht haben, zuerst immer nach Jordanien gekommen?" Zuletzt war es Papst Franziskus, der im Frühjahr letzten Jahres das Land "jenseits des Jordans" als erste Station seiner Heilig-Land-Pilgerreise besuchte.

Sorge um die Sicherheit kann es jedenfalls nicht sein, die Deutsche von einem Besuch abhält. Denn Jordanien ist das sicherste Land der Region. "Wir haben aus dem Arabischen Frühling in Ägypten gelernt", so Erzbischof Lahham. Natürlich ist das Militär präsent. Einlasskontrollen an den Hotels gehören zum Alltag. Aber in der Hauptstadt Amman ist der für Europäer völlig unkontrolliert erscheinende Autoverkehr wohl die größte Bedrohung.

Pilgerstätten der Heiligen Schrift

So wie für die Päpste ist auch für Touristen Jordanien "Heiliges Land". Für zahlreiche Orte lässt sich ein direkter Bezug zu Stellen aus der Heiligen Schrift herleiten. Das beginnt im Norden im heutigen Umm Qays, nahe der Grenze zu Syrien. Jesus besuchte den Ort, der zu seiner Zeit Gadara hieß. Dort traf er einen von einem Dämon besessenen Mann. Jesus befreite den Mann davon und trieb den Dämon in eine Herde Schweine, die daraufhin den Hügel zum See Genezareth hinabdrängten und im See ertranken.

Ganz im Süden ist es Aqaba. Der erste Ort, der im Zusammenhang mit dem Auszug der Juden aus Ägypten genannt wird, ist Ezjon-Geber (4. Mose 33-35). Ezjon-Geber und Elat (oder Eloth) waren Hafenstädte in der Nähe von Aqaba am Roten Meer. Zwischen diesen beiden Orten lässt sich an vielen Stellen die Bibel zitieren.

Das gilt natürlich besonders für die Taufstelle Jesu in Bethanien. Der Ort am Jordan wurde in diesem Jahr zum Weltkulturerbe erhoben. Die historische Lage wurde als das Gebiet zwischen dem so genannten Elias-Hügel, von dem der Prophet mit einem Feuerwagen in den Himmel gefahren sein soll, und der Johannes-Kirche am Ostufer des Jordans auf der Seite Jordaniens ermittelt.

Auf den Spuren von Jesus, Johannes und Moses

Ebenfalls identifiziert werden konnte auch die Höhle, in der Johannes der Täufer gelebt hat. Sowohl für Pilger wie auch für Touristen ist Madaba, eine der größten Städte des Landes von Interesse. Der Ort wird im Alten Testament als "Medeba" mehrfach erwähnt. Ein besonderer Anziehungspunkt befindet sich in der orthodoxen Georgskirche. Dort ist eine Mosaikkarte aus dem 6. Jahrhundert im Boden eingelassen, auf der Jerusalem und das Heilige Land zu sehen sind.

Von Madaba ist es nicht weit zum Berg Nebo, der letzten Station von Moses auf der Flucht aus Ägypten. Dort, wo er gestanden hat, sprach Papst Johannes Paul II. über 3000 Jahre später ein Gebet.

Natürlich darf keine Jordanien-Reise ohne einen Besuch von Petra, der von den Nabatäern in Felsen gehauenen Stadt, ablaufen. Auch dieser Ort wird im Alten Testament erwähnt. Der Überlieferung nach ist die Quelle  in Wadi Musa (Tal des Mose) vor den Toren Petras der Ort, an dem Moses auf einen Felsen schlug, aus dem dann Wasser sprudelte.

Reisen Ja oder Nein?

Auf die Frage, ob man in diesen Zeiten überhaupt in den Nahen Osten, speziell nach Jordanien reisen sollte, hat Patriarchalvikar Lahham eine deutliche Antwort: "Wer selbst nach Jordanien kommt, hilft unserer Bevölkerung auf direktem Wege!" Der Tourismus sei eine wichtige Einnahmequelle für viele Menschen.

Und kompliziert ist die Reise dorthin auch nicht. Von Frankfurt aus fliegt Royal Jordanien in vier Stunden in die Hauptstadt Amman. Seit Mai 2015 gilt ein Erlass der Visagebühren für Touristen, die mit Hilfe jordanischer Reiseveranstalter (in Partnerschaft mit deutschen Reiseveranstaltern) einreisen – sei es als Teil einer Gruppe oder individuell: Die Visagebühren werden unter der Bedingung erlassen, dass Reisende mindestens zwei aufeinanderfolgende Nächte in Jordanien verbringen.

(Helmut Pathe)