Pastoraler Zukunftsweg im Erzbistum Köln trotzt Corona-Krise

"Das hätte man der Kirche vielleicht nicht zugetraut"

Durch die Corona-Pandemie sind viele Themen in den Hintergrund gerückt. Dennoch wird an ihnen aber weiter gearbeitet. So verhält es sich auch mit dem Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln – mit durchaus überraschenden Erkenntnissen.

Blick auf den Kölner Dom / © Camino Coach (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Camino Coach ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Auf dem Pastoralen Zukunftsweg wird viel in Teamarbeit beraten und geplant. In diesen Tagen sollten sich eigentlich die Seelsorgebereichsforen treffen. Wegen der Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Corona-Krise geht das jetzt nicht. Wie gehen Sie damit um?

Dr. Daniel Weisser (Organisationsteam des Erzbistums Köln): Wir haben nach den Regionalforen, auf denen wir diese Zielskizze präsentiert und diskutiert haben, überlegt, wie wir jetzt von dieser Zielskizze zu einem Zielbild kommen. Dazu haben wir sogenannte Fokusteams ins Leben gerufen, die einzelne Themen der Zielskizze ausarbeiten sollen. Teilweise haben wir auch neue Themen aufgegriffen, die auf den Regionalforen benannt wurden.

Die Überlegungen, die diese Fokusteams in der Zwischenzeit angestellt haben, wollten wir gerne in den Seelsorgebereichen des Erzbistums Köln vorstellen. Wir hatten Kontakt aufgenommen, haben Termine vereinbart, aber durch die Corona-Krise ändert sich natürlich vieles. Die Foren mussten abgesagt werden. Aber die Fokusteams arbeiten weiter und die aktuelle Etappe geht weiter. Die Teams arbeiten digital und - wo es möglich ist – analog.

Wir werden aber schauen müssen, dass wir diese Seelsorgebereichsforen nachholen können, denn der Wille zu dieser breiten Beteiligung ist weiterhin da. Da müssen wir jetzt einen Weg finden, in der wir das auch umsetzen können.

DOMRADIO.DE: Im Augenblick scheint die Corona-Krise die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie schwierig ist es da für diesen Pastoralen Zukunftsweg, genügend Aufmerksamkeit und engagiertes Interesse zu bekommen?

Weisser: Das ist gar nicht so schwierig, wie man vielleicht meinen würde. Wir merken an vielen Stellen, dass wir in einer herausfordernden Situation sind. Das unterscheidet die Gegenwart nicht von der Zukunft. Auch wenn es eine andere Art von Herausforderung ist. Wir sehen an vielen Stellen, dass wir jetzt noch schneller und noch gründlicher hingucken müssen, um uns auf die Zukunft vorzubereiten.

Es gibt an vielen Stellen schon ganz ermunternde und ermutigende Aufbrüche in unseren Gemeinden, die von engagierten Getauften und Gefirmten getragen sind, von Hauptberuflichen über die Grenzen von Kirche hinaus. Das alles sind ja schon Aspekte eines Zukunftsweges. Darauf kann man sicher aufbauen, auch wenn es etwas unverhofft dazu kam.

DOMRADIO.DE: In vielen Bereichen setzt man derzeit mehr auf Digitalisierung. Videokonferenzen sind ein probates Mittel, um sich auszutauschen. Können solche Aspekte schon in die Arbeit für die Zukunft mit einfließen?

Weisser: Das ist schon der Fall. Das ist eine Art Schocktherapie, die wir gerade erleben. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass das Digitale und das Analoge immer zusammengehören und immer aufeinander bezogen sind. Wir erleben jetzt an vielen Stellen, dass eine digitale Arbeit auch da gut möglich ist, wo es vorher eine analoge Arbeit gab. Wo man etwas im Digitalen aufbauen kann, funktioniert es nach unserer Erfahrung auch sehr gut.

Das ist nicht nur eine Ermutigung, sondern möglicherweise auch etwas erstaunlich. Vielleicht hätte man das der Kirche an manchen Stellen nicht zugetraut. Aber wir erleben eben auch die Herausforderungen des digitalen Arbeitens und sind jetzt dabei, diese Herausforderungen zu meistern.

DOMRADIO.DE: Auf den großen Regionalforen sind Zielskizzen entstanden, wie Sie bereits gesagt haben. Können Sie kurz umreißen, was da erarbeitet wurde?

Weisser: Wir haben nach einem Jahr auf dem Pastoralen Zukunftsweg eine Art Kassensturz gemacht und uns gefragt, was wir bis jetzt erarbeitet haben. Das haben wir in der sogenannten Zielskizze 2030 zusammengefasst. Wir möchten schauen, wie im Erzbistum Köln die Zukunft aussehen kann - konkret vor Ort in unseren Seelsorgebereichen, Pfarreien, Gemeinden, in den Verbänden, Einrichtungen und darüber hinaus.

Wir haben versucht, verschiedene Aspekte dort abzudecken, von der Gestaltung der Liturgie, über das Engagement von Ehrenamtlichen, Getauften und Gefirmten, das gefördert werden soll, bis hin zu der Frage, wie sich Caritas und Diakonie in der Zukunft aufstellen können. Das ist der Versuch einer Zukunftsvision von Kirche im Erzbistum Köln.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
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