Das Gespräch über Jesus im Mittelpunkt des Diaspora-Sonntags

Glauben ohne Verfallsdatum

Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken eröffnete am Sonntag seine diesjährige Diaspora-Aktion. Dabei wurde in den Gottesdiensten für katholische Gemeinden in Minderheitensituationen gesammelt. Zum Auftakt der Aktion fand in Berlin ein Gottesdienst mit dem Berliner Kardinal Georg Sterzinsky statt.

Autor/in:
Carolin Meyer
 (DR)

Der November stand wieder ganz im Zeichen der Diaspora-Aktion, organisiert vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Unter dem Motto "Werdet nicht müde, von IHM zu sprechen" appelliert das europaweit tätige Hilfswerk mit Sitz in Paderborn besonders an die Gläubigen, wieder mehr von Jesus Christus und seiner Botschaft zu sprechen. Auffallend: Das für die bevorstehende Kampagne ausgewählte Plakatmotiv zeigt einen Jungen, der mit seiner Oma über Jesus Christus spricht.

So sollte der am Sonntag in allen Pfarreien stattfindende Diaspora-Sonntag ganz gezielt darauf aufmerksam machen, dass es oft die Kinder sind, die ungeniert die Glaubensfragen stellen. "Mit ihren Fragen, ihrem Staunen und ihren Erfahrungen führen uns Kinder und Jugendliche oftmals neu auf die Spur des Glaubens", betont der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen. Und so komme in den Blick, "dass wir voneinander lernen können - die Jüngeren von den Älteren, aber auch die Älteren von den Jüngeren".

Natürlich ist es laut Austen wichtig, dass Eltern und Großeltern den Glauben an die Kinder und Enkel durch ihr eigenes Vorleben weitergeben, aber auch durch das Erzählen von ihren Hoffnungen, Wünschen, Träumen, Ängsten und ihrer Zuversicht aus dem Glauben. "Wir stellen heute jedoch fest, dass viele Erwachsene fremd geworden sind in der Heimat des Glaubens. Und so erfahren die Kinder und Jugendlichen oft den Glauben wie eine Konservendose, deren Inhalt längst das Verfallsdatum überschritten hat. Das kann und darf nicht sein", unterstreicht der 49-jährige Generalsekretär.

Glaubensinhalte in den Mittelpunkt stellen
Mit dem diesjährigen Motto "Werdet nicht müde, von IHM zu sprechen" ermuntert das Bonifatiuswerk zudem, nicht nur über Strukturreformen, Personalnöte und den Schwund des Glaubens zu diskutieren. Es gehe vor allem darum, wieder "die Glaubensinhalte in den Mittelpunkt der Gespräche zu stellen", unterstreicht Monsignore Austen.

Als weitere Dimension der diesjährigen Aktion, sieht der Priester auch das Gespräch mit IHM: "Der Glaube ist in unserem Herzen nur lebendig, wenn wir durch das Gebet und in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes mit Gott ins Gespräch kommen." Menschen sollten sich im hektischen Alltag wieder Zeit nehmen für das Gebet und daraus Kraft schöpfen für sich und für andere.

Glaubensräume schaffen
Mit der bundesweiten Kollekte des Diaspora-Sonntags fördert das Bonifatiuswerk insbesondere Projekte, die Räume für den Glauben schaffen. Im vergangenen Jahr erbrachte sie fast 3 Millionen Euro, die für Bau- und Sozialprojekte sowie die Anschaffung von Gemeindefahrzeugen eingesetzt werden.

Eines von vielen Projekten ist das Mehrgenerationenhaus in Hamburg-Wilhelmsburg. Hier treffen sich Vorschulkinder und Senioren, um gemeinsam die Geschichten von Jesus Christus zu hören, die Feste des Kirchenjahres zu feiern und zu singen. Für die alten Menschen eine Möglichkeit, den eigenen Glauben weiterzugeben und ihn durch die Fragen der Kinder wieder neu zu beleben.

Finanziell unterstützt werden auch die Religiösen Kinderwochen (RKW), die regelmäßig in den ostdeutschen Bistümern stattfinden. Hier können Jungen und Mädchen Gemeinschaft als Glaubende erfahren, denn in der Schule und im Heimatort sind meist nur wenige gleichaltrige katholische Kinder. Das Motto des diesjährigen Diaspora-Sonntags greift das Kernanliegen der RKW auf: Den Glauben an Kinder und Jugendliche in einer geeigneten, kindgemäßen Art und Weise weiterzugeben, auch in Situationen des Alltags oder in den Ferien. Gerade bei den RKW findet ein generationsübergreifendes Voneinanderlernen des Glaubens statt.

"Vom Glauben zu sprechen, heißt, vom Leben zu sprechen", betont Monsignore Austen. Leider trennen die Menschen heute oft Glauben und Leben voneinander. "Dabei ist es besonders wichtig, Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Krankheit Glück, Geburt und Tod zu stellen, aber auch, welche Wertschätzung wir der Achtung der Menschenwürde und der Schöpfung dem Einzelnen entgegenbringen." Hier ist es laut Austen wichtig, "nicht nur den jungen Menschen zu helfen, das Leben aus dem Glauben zu deuten und zu entdecken. Sondern auch, dass die Gemeinschaft der Kirche uns ermutigt und hilft, den Glauben zu feiern und zu festigen."