Das Gebetsanliegen des Papstes für den Juni

Provozierendes Vorbild?

Der Papst betet im Juni für den Lebensstil der Priester: "Dass sich Priester durch einen bescheidenen und demütigen Lebensstil entschieden mit den Ärmsten der Armen solidarisieren".

Autor/in:
Gerhard Dane
Hände beim Gebet / © Friso Gentsch (dpa)
Hände beim Gebet / © Friso Gentsch ( dpa )

Ein Konklave ist eine streng geheime Wahlversammlung. Nur das Ergebnis wird weltweit verkündet. Trotzdem sickert immer wieder einmal etwas durch. Als sich am Abend des 13. März 2013 die Wahl des Erzbischofs von Buenos Aires zum neuen Papst abzeichnete, soll ein anderer Kardinal aus Lateinamerika zu Jorge Bergoglio gesagt haben: "Vergiss die Armen nicht!" Das hat er nicht getan, beginnend mit der mutigen Wahl seines Papstnamens.

Unvergesslich sein erster Auftritt auf der Loggia des Petersdoms, das schlichte "Buona sera!"- und einfach in Weiß, ohne die überflüssige Mozetta um die Schultern. Er verzichtet auf die "päpstlichen Gemächer" und bezieht im vatikanischen Gästehaus "Santa Marta" ein kleines Appartement. Im Speisesaal sitzt der "Padre Santo" einfach bei andern am Tisch. Ein betont kleines Auto tritt, so oft Sicherheit und Sichtbarkeit es erlauben, an die Stelle des "Papamobil" oder anderer Staatskarossen. Am Vorabend der Karfreitage wäscht er Gefangenen die Füße, auch Frauen, auch Muslimen.

Demütig = dienmutig

Sein Beispiel provoziert selbstverständlich. Es setzt wortlos alle ins Unrecht, die aus ihren Ämtern, Würden und Traditionen Privilegien ableiten. Wer seinen Lebensstil als "Show" diskreditiert, wird das kaum begründen können. Er ist eben so und müsste sich wohl Gewalt antun, um anders zu sein: demütig = dienmutig.

Über seine Motive muss man nicht lange grübeln: Die heutigen Mitarbeiter des Bauhandwerkers aus Nazareth sollen an Ihn erinnern, den Grund der Kirche, und nicht nur mit klangvollen Worten! Sie sollten leibhaftig etwas von Ihm verkörpern, der "den Höchsten" in die Niedrigkeit brachte, den "Allmächtigen" vorzugsweise zu den Machtlosen. Es geht nicht um verkrampftes Verzichten, mit dem man sich etwa noch brüsten kann, sondern um schlichten Schulterschluss, um einfache Solidarität. Heiter loslassen, freiwillig, loslassen, was so vielen vorenthalten ist.

Stil des Meisters

Er empfiehlt jedem Priester und Prediger, wenigstens einen Armen als persönlichen Freund zu haben.  Wenn die Kirche die "Option für die Armen" wirklich lebt, wird sie bereichert, von Ballast befreit, der unbeweglich macht. Davon ist er überzeugt. Wie wird das eines Tages sein Nachfolger sehen? Der Kardinal von Honduras, einer seiner engsten Berater, meinte optimistisch, der "point of no return" sei erreicht. Ob er recht behalten wird?

Gut, dass Franziskus sein großes Anliegen ins Gebet nimmt, in seines und unseres. Massive Appelle oder gar Vorschriften würden wohl eher die Herzen verhärten. Sicher hat priesterlicher Lebensstil auch verschiedene Ausprägungen in den verschiedenen Kulturen nötig. Auffällig, dass er bei seiner Bitte den bestimmten Artikel weglässt: "dass sich Priester..." und nicht etwa "die Priester..."!

Kaum ein Versehen, eher der Stil des Meisters: "Wer es erfassen kann, der erfasse es" (Mt 19,12). Armut gehört ja wie Ehelosigkeit und Gehorsam zu den "Evangelischen Räten". Sie gelten nicht nur Priestern und sind keine Gesetze – eher Verlockungen in eine größere Liebe.


Quelle:
KNA